700'000 Franken für die Rettung von Impfdaten

Die Datenrettung von 'meineimpfungen.ch' verläuft harzig, verursacht jedoch hohe Kosten.

, 27. Oktober 2023 um 05:00
image
Ob die Daten von 'meineimpfung.ch' tatsächlich gerettet werden, bleibt fraglich.Bislang werden vorallem hohe Kosten verursacht. | Unsplash
Seit diesem Frühling arbeitet die Stammgemeinschaft des Kantons Aargau an der Datenrettung von 'meineimpfungen.ch'. Bislang mit wenig Erfolg, dafür mit hohen Kosten.
Es geht um die Impfdaten von 300'000 Schweizerinnen und Schweizern, die sich während der Pandemie auf 'meineimpfungen.ch' registrierten. Die Plattform wurde im Frühling 2021 wegen Sicherheitslücken eingestellt und die zugehörige Stiftung liquidiert.
Die Daten jedoch wurden, anders als zunächst behauptet, bis dato nicht gelöscht. Im Mai 2023 wurde unter Federführung des Kantons Aargau die Datenrettung mit dem Ziel angestossen, dass im Herbst 2023 eine neue Plattform online ist. Die Kosten von 395'000 Franken für das Hauptprojekt würden das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Kantone jeweils zur Hälfte tragen. Die meisten Kantone hätten ihre Unterstützung bereits zugesichert, hiess es damals.

Datenrettung mit allen Mitteln

Mittlerweile sind die Blätter an den Bäumen farbig geworden, doch die News-Sektion auf der Website meineimpfungen.ch sieht seit dem 15. Mai 2023 unverändert aus. Auf der Homepage steht sogar: «Wir suchen aktuell nach Möglichkeiten Ihnen Ihre Daten zurückzugeben.» Dies notabene, ohne dass wirklich jemand je darum gebeten hätte.
Obwohl bis dato keine Lösungen vorzeigbar sind, sind weitere Kosten hinzugekommen, wie Rechtsanwalt Martin Steiger auf seinem Blog 'Steigerlegal.ch' aufzeigt. Er beruft sich dabei auf Dokumente, die er mit Verweis auf das Öffentlichkeitsgesetz beim Bundesamt für Gesundheit angefordert hatte.

Kosten von 693'400 Franken

Sie zeigen Offerten der Schweizer Unternehmen Bkosoft und Powerod IT für die Datenrettung beziehungsweise den operativen Betrieb der neuen, derzeit noch geplanten Plattform.
Laut 'steigerlegal.ch' betragen die Kosten für das Hauptprojekt 391'000 Franken, also ungefähr so viel, wie vom Kanton Aargau im Sommer proklamiert. Darüber hinaus seien «für das Vorprojekt im Kanton Aargau direkte Kosten von 302'400 Franken vorgesehen», davon hätte das BAG 150'000 Franken übernommen. «Die restlichen Kosten sollte der Kanton Aargau direkt und indirekt tragen», so das Anwaltsblog.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Partner-Portal «Inside IT».

  • datenschutz
  • Impfung
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Versicherer fordern weniger Datenschutz

Den Versicherern sind bei der Nutzung ihrer Patientendaten bislang die Hände gebunden. Dies soll ein neuer Gesetzesvorschlag nun ändern.

image

Ab morgen gilt das neue Datenschutzgesetz!

Am 1. September 2023 tritt das revidierte Datenschutzgesetz in Kraft. Was dieses für Arztpraxen und Spitäler bedeutet, erklärt der Anwalt und Datenschutzexperte David Vasella im Interview.

image

Humane Papillomaviren: Impfquoten in der Schweiz steigen

Die neuesten Zahlen geben Aufschluss über die Umsetzung der Empfehlungen. Die Daten zeigen unter anderem, dass die Durchimpfungsraten von Kanton zu Kanton unterschiedlich sind.

image

Einseitige Impfung wirksamer? Studie wirft neues Licht auf Impfstrategien

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Mehrfachimpfungen im selben Arm bieten einen besseren Schutz.

image

KI: Ärzte brauchen Klarheit über die Haftung

Künstliche Intelligenz wird bereits heute in allen grösseren Schweizer Spitälern genutzt und fortlaufend ausgebaut. Das Potential ist riesig, was fehlt sind derzeit noch klare Rahmenbedingungen.

image

Datenschutz: Ohne Unterschrift keine Behandlung

Weigert sich ein Patient, die neue Datenschutz -Einverständniserklärung zu unterschreiben, kann ihm der Arzt die Behandlung verweigern.

Vom gleichen Autor

image

EPD: «…schlimmer noch, die Probleme haben sich verschärft»

Die Finanzkontrolle des Bundes veröffentlicht einen herben Bericht zum E-Patientendossier. Sie plädiert für eine Abkehr vom heutigen Modell – hin zu einer Zentralisierung.

image

Cyber-Sicherheit: Spital STS liess sich hacken – und fand Lücken

Ethische Hacker entdeckten im Auftrag der Thuner Spital-Gruppe Sicherheitslücken, die andernorts schon für Ransomware-Angriffe ausgenutzt worden waren.

image

Und wie schliessen wir dann das EPD an unser KIS an?

Fast 400 Millionen Franken nimmt der Bund in die Hand, um das Gesundheitswesen zu digitalisieren. Zugleich nimmt er die Software-Anbieter und Spitäler in die Pflicht.