Letzte Woche berichtete Medinside über einen
Tarifstreit, bei dem es um Millionen von Franken geht: Die Krankenkassen wollen den Notfall-Praxen keine «Dringlichkeitspauschale» bezahlen.
Diese Tarifposition – es ist die Nummer 00.2505 – können Arztpraxen verrechnen, wenn sie ausserhalb der normalen Praxis-Öffnungszeiten in dringenden Fällen Patienten behandeln.
Dafür dürfen sie knapp 40 Franken zusätzlich abrechnen. Unter anderen hat auch der Berner City-Notfall ab 19 Uhr diese Pauschale verrechnet.
«Regulär offen bis 22 Uhr»
Die Krankenkassen finden allerdings, dass der City-Notfall nicht berechtigt sei, diese Position abzurechnen. Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass der City-Notfall reguläre Öffnungszeiten bis 22 Uhr sowie an Wochenenden aufweise und diese Zeiten deshalb für die Mitarbeitenden «keine Inkonvenienzen» darstelle – deshalb könne der City-Notfall auch keine Dringlichkeitspauschale abrechnen.
«Die Krankenkassen wissen nicht, was ihr Verband anrichtet.» — Beat Straubhaar, ehemaliger Spitaldirektor.
Nun warnt Beat Straubhaar, langjähriger Spitaldirektor in Thun und Ex-Verwaltungsratsmitglied des City-Notfalls: «Die Krankenkassen wissen nicht, was ihr Verband anrichtet.» Man sollte sich überlegen, welche immensen Kosten entstehen, wenn der City-Notfall und andere ähnliche Institutionen den Betrieb einstellen.
«Im Spitalnotfall mindestens doppelt so teuer»
«Wir haben berechnet, dass die Kosten in einem Spitalnotfall mindestens doppelt so hoch sind im Vergleich mit dem City-Notfall», sagt Straubhaar. Gegründet wurde der City-Notfall wurde vom Inselspital und der Klinik Sonnenhof, die heute zur Lindenhofgruppe gehört.
Das Ziel war damals, dass die Spital-Notfallstationen von Patienten entlastet werden, die für die Diagnostik und Behandlung nicht auf eine Spitalinfrastruktur angewiesen sind.
Nur einen kleinen Teil als Notfall verrechnet
Für Straubhaar ist deshalb klar: Diese Praxen brauche es, und sie müssten auch Dringlichkeitspauschalen verrechnen dürfen. Er betont, dass der City-Notfall die Pauschale nicht standardmässig abrechne, sondern zurückhaltend gemäss den Kriterien des Tarmed.
Wenn die Praxen schliessen würden, gingen deren Patienten in die Spital-Notfälle, würden diese überlasten und letztlich mehr Kosten verursachen als in den Notfall-Praxen.