«Acht Monate Wartezeit ist für Kinder mit psychischen Problemen zu lang»

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben psychische Probleme. Nun fordern die Luzerner Kantonsräte, dass der Kanton noch mehr für die Betroffenen macht.

, 28. März 2023 um 08:51
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2022 musste das Beratungsteam der Pro Juventute 161 Mal Sanität oder Polizei aufbieten, weil sich ein junger Mensch etwas antun wollte. | Symbolbild Freepik
Kinder und Druck, Jugendliche mit Suizidgedanken – «ein Phänomen, das in letzter Zeit massiv zugenommen hat», sagte Pia Engler von der SP am Montag im Luzerner Parlament. «Wir alle kennen junge Personen, die während der Pandemie in eine ernsthafte Krisensituation geraten sind.»

Alarmierende Zahlen

«In der Schweiz haben die Beratungen am Sorgentelefon der Pro Juventute seit Beginn der Pandemie um 40 Prozent zugenommen», machte Engler aufmerksam.
Mehr noch: Wie die neusten Zahlen der Pro Juventute zeigen, verdoppelten sich die Anzahl von Beratungen zu Suizidgedanken im Jahr 2022 auf sieben bis acht pro Tag.
Besonders alarmierend: Ganze 161 Mal musste das Beratungsteam 2022 Sanität oder Polizei aufbieten, weil sich ein junger Mensch etwas antun wollte. Das sei mehr denn je zuvor, geht aus einem Bericht der Pro Juventute hervor. Im Jahr 2019 seien es noch insgesamt 57 solcher Kriseninterventionen gewesen.

Englers Forderungen

Es müsse mehr gemacht werden, betonte Pia Engler. «Es fehlt an Angeboten und an Ressourcen. Zudem sind die Angebote zu wenig bekannt.»
Pia Engler forderte eine Kampagne, welche die bestehenden Angebote bekannter macht. Und mehr Geld vom Kanton Luzern für nicht therapeutische Angebote.

Gegensteuer von der FDP und SVP

Dass die Situation dramatisch ist, bekannte auch Monika Schnydrig von der SVP. Aber: Der Kanton mache schon sehr viel. So bestehe etwa die Kampagne «Wie geht’s dir». Weiter seien die verwaltungsinternen Ressourcen von 45 auf 100 Prozent erhöht worden.
«Auf kommunaler Ebene besteht ein breites Netz an nicht therapeutischen Angeboten. Im Bereich Bildung stehen zudem diverse Beratungs- und Unterstütztungsangebote zur Verfügung», sagte Schnydrig. Es brauche nicht noch mehr und auch keine Kampagne.
Das unterstützte Sibylle Boos von der FDP und fügte an: «Die Anlaufstellen sind überlastet. Acht Monate Wartezeit ist zu lange. Hier müssen wir reagieren. Kinder und Jugendlich müssen möglichst schnell behandelt und betreut werden, damit sich ihre Krankheit nicht noch stärker akzentuiert.»

Vorstoss teilweise unterstützt

Die FDP und die Mehrheit des Parlaments überwiesen die Forderung der SP laut dem «Regionaljournal Zentralschweiz» nicht ganz aber teilweise. So erhielt die Regierung den Auftrag, weitere Massnahmen zu überprüfen.
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