Was das Spital Samedan zur Freistellung der Chefärztin sagt

Ladina Christoffel, die Chefärztin der Gynäkologie des Spitals Oberengadin, hat öffentlich ihre Kündigungsgründe dargelegt. Nun nimmt das Spital Stellung.

, 22. Juni 2023 um 12:04
image
Mitarbeitende mit Chefärztin Ladina Christoffel (vierte von links). | Screenshot Social Media
Ladina Christoffel, seit acht Jahren am Spital Oberengadin, hat ihre Stelle als Chefärztin Gynäkologie gekündigt. Grund dafür sind, wie sie sagt, fehlende Ressourcen. Diese seien ihr offenbar von der operativen Leitung verweigert worden.
Das Spital hat die Chefärztin inzwischen freigestellt, was an sich nicht ungewöhnlich ist. Die Begründung aber schon: Sie habe mit ihrem Verhalten für «erhebliche Unruhe» im Spital gesorgt.
In einem offenen Brief, der Medinside vorliegt, schildert die Chefärztin ihre Sicht der Dinge. Nun hat sich auch das Spital zu Wort gemeldet: Auf Anfrage von Medinside wird die Kündigung und die Freistellung bestätigt. Diese sei erfolgt, weil seit der Kündigung das Vertrauensverhältnis gestört sei.

Differenzen über Myom-Behandlung

Nach Angaben des Spitals scheint auch klar zu sein, was der Streitpunkt sein soll: Es geht um die gynäkologische Spezialversorgung, namentlich um die Versorgung von Myom-Patientinnen. Nach Darstellung des Spitals wollte Christoffel diese weiter ausbauen und forderte dafür wiederholt zusätzliche personelle und infrastrukturelle Ressourcen. Im Spital werden Patientinnen mit der «Sonata-Technik» behandelt, die in Samedan erstmals in der Schweiz zum Einsatz kam. 85 Prozent der Patientinnen sind ausserkantonal.
Allerdings müsse die Geschäftsleitung unter der Leitung von Spitaldirektorin Susanne Stallkamp mit den vorhandenen finanziellen Mitteln bestmöglich haushalten, heisst es weiter. «Wir sind keine Spezialklinik, sondern ein Regionalspital. Unser Auftrag ist es, die Grund- und Notfallversorgung im Oberengadin und den umliegenden Talschaften sicherzustellen.» Die Wunschliste von Frau Christoffel konnte und wollte das Spital demnach nicht vollumfänglich erfüllen.

Vertrauen sei verloren

Dass für das Spital Samedan im Oberengadin schliesslich auch nicht alles im Argen liegt, zeigt folgende Aussagen: Christoffel habe leider seit ihrer Kündigung ihre persönlichen Interessen vor die der SGO gestellt. «Viele rote Linien sind überschritten worden.» Auch das Inserat mit dem offenen Brief in der Regionalzeitung reihe sich nahtlos in dieses Verhalten ein.
Geschäftsleitung und Verwaltungsrat des Spitals bedauern den Konflikt aber sehr, wie es weiter heisst. Gleichzeitig seien sich das operative und strategische Gremium einig, dass eine weitere Zusammenarbeit auf der Basis des verlorenen Vertrauens nicht möglich sei und eine sofortige Trennung für beide Seiten das Beste sei.
  • spital
  • spital oberengadin
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

image

«Architektur kann zu Heilung beitragen»

Das neue Kinderspital Zürich wurde heute eingeweiht. Am 2. November nimmt es seinen Betrieb am neuen Standort auf.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.