Ladina Christoffel, seit acht Jahren am Spital Oberengadin, hat ihre Stelle als Chefärztin Gynäkologie gekündigt. Grund dafür sind, wie sie sagt, fehlende Ressourcen. Diese seien ihr offenbar von der operativen Leitung verweigert worden.
Das Spital hat die Chefärztin inzwischen freigestellt, was an sich nicht ungewöhnlich ist. Die Begründung aber schon: Sie habe mit ihrem Verhalten für «erhebliche Unruhe» im Spital gesorgt.
Differenzen über Myom-Behandlung
Nach Angaben des Spitals scheint auch klar zu sein, was der Streitpunkt sein soll: Es geht um die gynäkologische Spezialversorgung, namentlich um die Versorgung von Myom-Patientinnen. Nach Darstellung des Spitals wollte Christoffel diese weiter ausbauen und forderte dafür wiederholt zusätzliche personelle und infrastrukturelle Ressourcen. Im Spital werden Patientinnen mit der «Sonata-Technik» behandelt, die in Samedan erstmals in der Schweiz zum Einsatz kam. 85 Prozent der Patientinnen sind ausserkantonal.
Allerdings müsse die Geschäftsleitung unter der Leitung von Spitaldirektorin Susanne Stallkamp mit den vorhandenen finanziellen Mitteln bestmöglich haushalten, heisst es weiter. «Wir sind keine Spezialklinik, sondern ein Regionalspital. Unser Auftrag ist es, die Grund- und Notfallversorgung im Oberengadin und den umliegenden Talschaften sicherzustellen.» Die Wunschliste von Frau Christoffel konnte und wollte das Spital demnach nicht vollumfänglich erfüllen.
Vertrauen sei verloren
Dass für das Spital Samedan im Oberengadin schliesslich auch nicht alles im Argen liegt, zeigt folgende Aussagen: Christoffel habe leider seit ihrer Kündigung ihre persönlichen Interessen vor die der SGO gestellt. «Viele rote Linien sind überschritten worden.» Auch das Inserat mit dem offenen Brief in der Regionalzeitung reihe sich nahtlos in dieses Verhalten ein.
Geschäftsleitung und Verwaltungsrat des Spitals bedauern den Konflikt aber sehr, wie es weiter heisst. Gleichzeitig seien sich das operative und strategische Gremium einig, dass eine weitere Zusammenarbeit auf der Basis des verlorenen Vertrauens nicht möglich sei und eine sofortige Trennung für beide Seiten das Beste sei.