Überraschender Erfolg mit der 4-Tage-Woche

Gleiche Arbeitszeit, aber in 4 statt 5 Tagen: Das bislang weltgrösste Experiment mit diesem Modell brachte ein klares Ergebnis – fast alle Unternehmen blieben dabei.

, 23. Februar 2024 um 14:27
letzte Aktualisierung: 5. Dezember 2024 um 07:37
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Da liegen mehr Ausflüge drin.  |  Symbolbild: Josiah Gardner on Unsplash
Der Test lief in England und begann vor zwei Jahren: Im Sommer 2022 wechselten 61 Unternehmen und Institutionen im ganzen Land zur 4-Tage-Woche. Konkret hiess das: Die Angestellten arbeiteten nicht weniger als zuvor, sie erhielten auch denselben Lohn; aber ihre Arbeitszeit wurde auf vier statt auf fünf Tage verteilt.
Das ganze Experiment lief unter Anleitung respektive Beobachtung von Forschern aus Cambridge, Salford, Boston und Dublin.
Der gemeinsame Test wurde auf 6 Monate angesetzt. Nachher – also Ende 2022 – konnte und sollte jede Organisation wieder für sich selber schauen.
Unlängst erschien nun ein Bericht, der mit grösserem Abstand auf das Pilotprojekt zurückblickt. Und das Ergebnis ist erstaunlich klar: Fast alle Organisationen, die damals mitmachten, blieben bis heute dabei. Genauer gesagt: Von den 61 Teilnehmer-Firmen haben heute 54 immer noch die 4-Tage-Woche (89 Prozent), zumindest in gewissen Bereichen. Und 31 haben sie offiziell und permanent eingeführt (51 Prozent).
  • Tatiana Pignon, Kyle Lewis, Liam Mullally, Jack Kellam, Lukas Kikuchi, Grace Western: «Making it Stick: The UK Four-Day Week Pilot One Year On», Autonomy, Februar 2024.
Dazu passten auch die Aussagen der betroffenen Manager: 55 Prozent der Chefs respektive CEOs bekundeten in der Nachbefragung, dass das 4-Tage-Modell einen positiven Impact auf ihre Organisation hatte.
Als Vorteile genannt wurden zum Beispiel die Zufriedenheit der Angestellten (82 Prozent), die tiefere Fluktuation (50 Prozent), die erleichterte Rekrutierung (32 Prozent) und eine höhere Produktivität (46 Prozent).
In einer ersten Befragung unmittelbar nach dem offiziellen Übungsabbruch Ende 2022 hatten 92 Prozent der beteiligten Unternehmen bekundet, dass sie mit der 4-Tage-Politik fortfahren möchten (also ein paar mehr als heute); und 30 Prozent sagten, dass sie das Modell permanent einführen möchten (also weniger als jetzt und mit grösserem Abstand).

Ein WDR-Fernsehbeitrag über das Bethanien-Krankenkaus in Moers, das dem Pflegepersonal die 4-Tage-Woche anbietet.

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