Thierry Carrel: «Für Kranke ist Hoffnung zentral»

Der Herzchirurg findet, neben dem Skalpell sei die Hoffnung eines seiner wichtigsten Instrumente.

, 1. Mai 2024 um 04:00
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Thierry Carrel sprach in der christkatholischen Kirche St. Peter & Paul über Hoffnung. | em
12'000 Mal in seinem Leben stand der Herzchirurg Thierry Carrel schon am Operationstisch. «Dank seiner geschickten Hände konnten schon viele Patienten Hoffnung schöpfen»: So begründeten die Veranstalter der Reihe «Berner Spurensuche», warum sie einen Chirurgen eingeladen hatten, in der christkatholischen Kirche zum Thema Hoffnung zu sprechen.

Hoffnung so wichtig wie das Skalpell

Der bald 64-jährige Carrel leitete über 20 Jahre die Klinik für Herz- und Gefässchirurgie des Inselspitals in Bern und wechselte 2021 bis 2022 ans Universitätsspital Zürich, das er Ende November 2022 verliess. Er ist heute noch als Konsiliararzt tätig und ist zudem Gemeinderat in Vitznau.
Obwohl für einen Chirurgen das Skalpell zu den wichtigsten Instrumenten gehört, ist Carrel überzeugt: «Mut und Hoffnung zu schenken ist zentral in der Medizin.» Und für ihn ist klar, dass es nichts Schöneres gebe, als einem verzweifelten Menschen Hoffnung geben zu können.

Therapeutisch wirksam

Er könne nichts anfangen mit dem Spruch, wer heute noch hoffe, habe sich mit den Fakten zu wenig auseinandergesetzt. Hoffnung ist für Carrel ganz klar therapeutisch wirksam. «Patienten sollen darauf vertrauen, dass es sich lohnt, am Guten festzuhalten», erklärte er.
Es sei wichtig, hoffen zu können, dass alles gut werde, dass der Spitalaufenthalt nur kurz oder sogar die Diagnose falsch sei. Wer Hoffnung schenken wolle, müsse allerdings gut zuhören können. Carrel ist überzeugt, dass Patienten einen aufrichtigen und ehrlichen Gesprächspartner suchen. «Deshalb müssen Ärzte die Patienten zu Wort kommen lassen.»

Warum Hoffnung etwas kostet

Genau das sei aber zunehmend schwieriger. Aufklärungsgespräche, Visiten und Entlassungsgespräche – jene Gelegenheiten, Hoffnung wecken zu können - seien streng zeitlich limitiert.
Nicht das Leid von Kranken zu trivialisieren sei die Aufgabe der Ärzte, sondern Raum für Hoffnung offen zu lassen. Für Carrel ist klar: Hoffnung zu geben, ist für ihn ein zentrales Handlungsinstrument. Die Hoffnung gebe dem Patienten Halt, könne zwar nicht seine Krankheit beseitigen, aber helfe ihm, nicht darin zu versinken.
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