Spezalisierte Reha: Bedarf soll deutlich steigen

Die Studie prognostiziert, dass die Nachfrage in den nächsten 25 Jahren um gut 40 Prozent wachsen wird – zumal in der geriatrischen, muskuloskelettalen und internistisch-onkologischen Rehabilitation.

, 23. Oktober 2025 um 13:22
letzte Aktualisierung: 24. November 2025 um 08:00
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Symbolbild: Medinside mit Midjourney (KI).
Was bringt die Reha als Teil des Gesundheitssystems? Und was bringt sie gesamtwirtschaftlich? Eine neue Studie liefert Daten zur Frage, wie tragend die spezialisierte Rehabilitation im Rahmen des Gesundheitswesens ist.
Eine Kernaussage der Untersuchung im Auftrag von Swiss Reha überrascht kaum: Jeder Franken, der in die spezialisierte Rehabilitation investiert wird, kommt mit einer erheblichen Rendite zurück. Konkret soll der Nutzen (je nach Szenario) bis zu 83 Prozent betragen – auf 100 Franken Ausgaben kommen also bis zu 183 Franken zurück.
  • Florentin Krämer, Tino Schönleitner, Boris Kaiser / BSS Volkswirtschaftliche Beratung Basel: «Spezialisierte Rehabilitation in der Schweiz: Bedeutung, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsaussichten», Branchenstudie im Auftrag von Swiss Reha, Oktober 2025.
Insgesamt präsentiert die Studie einen neuen umfassenden Zahlenrahmen zur Beurteilung der Reha:
  • Patientenweg: Die meisten Patienten (rund 76 Prozent) gelangen aus der Akutsomatik in die spezialisierte Rehabilitation und kehren anschliessend nach Hause zurück; hier sichten die Autoren des Beratungsbüros BSS «ein klares Zeichen für die hohe Wirksamkeit.» Etwa 14 Prozent der Fälle kommen von zu Hause und gehen nach dem Aufenthalt wieder dorthin, während 5.5 Prozent von der Akutsomatik über die Rehabilitation in ein Pflegeheim gelangen. Weitere knapp 2 Prozent der Patienten werden von der Akutsomatik in die Rehabilitation überwiesen und gehen anschliessend wieder in die Akutsomatik zurück.
  • Folgen: Nach einem Reha-Aufenthalt benötigen rund zwei Drittel der Patientinnen und Patienten weiterhin eine ambulante Behandlung. 16 Prozent sind auf ambulante Pflegeleistungen angewiesen, etwa durch die Spitex. Rund 9 Prozent gelten nach dem Reha-Aufenthalt als geheilt.
  • Bedarfsentwicklung: Die stationären Fallzahlen in der spezialisierten Rehabilitation wuchsen von 2010 bis 2022 um 33 Prozent. Das erklärt sich teilweise mit der demografischen Entwicklung. Zudem führen es die Autoren des Beratungsbüros BSS darauf zurück, dass der Anteil jener Patienten steigt, die von der Akutsomatik in die Rehabilitation übertreten.
  • Gesamtkosten: Die Gesamtkosten der spezialisierten Reha liegen bei rund 0,9 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Die Akutsomatik beansprucht 15.7 Milliarden Franken. (Datenstand jeweils 2022).
  • Tageskosten: Die stationären Tageskosten liegen in der Rehabilitation bei durchschnittlich 854 Franken. In der Akutsomatik erreicht der Wert 2'333 Franken.
  • Kostenentwicklung: In der spezialisierten Rehabilitation ergab sich von von 2010 bis 2022 ein Wachstum der Tagesausgaben um 18 Prozent – von 722 auf 854 Franken pro Tag. Die Akutsomatik lag der Zuwachs bei 44 Prozent; die Kosten stiegen von 1'625 auf täglich 2'333 Franken.
  • Aufenthaltsdauer: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist in beiden Versorgungssystemen gesunken, in der Rehabilitation allerdings weniger stark (von 27,0 auf 25,6 Tage). Eine Erklärung sehen die Autoren in der vermehrten und früheren Verlegung von Patienten mit komplexen Krankheitsbildern.
Die Berechnungen in der Studie deuten an, dass die Nachfrage nach stationären Rehabilitationsleistungen in den nächsten 25 Jahren um gut 40 Prozent steigen dürfte. Besonders die geriatrische, muskuloskelettale und internistisch-onkologische Rehabilitation sollten an Bedeutung gewinnen.
Der Branchenverband Swiss Reha fordert deshalb, dass die spezialisierte Rehabilitation in der gesundheitspolitischen Planung gezielt gestärkt wird: «Sie ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition mit hohem medizinischem und volkswirtschaftlichem Nutzen», heisst es in der Mitteilung zur Publikation.
  • Rehabilitation
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