Tropeninstitut: Schlechte Nachricht für Tuberkulosepatienten

Eine Studie vom Swiss TPH zeigt, dass sich Resistenzen gegen das kürzlich von der WHO empfohlene neue Behandlungsschema für MDR-TB zwischen Patienten ausbreitet.

, 6. Januar 2025 um 09:39
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Bild: Swiss TPH
Jedes Jahr erkranken mehr als 10 Millionen Menschen an Tuberkulose (TB). Sie ist die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Geschätzte 1,25 Millionen Menschen sterben jährlich daran.
Eine besondere Bedrohung für die globale Gesundheit stellt die multiresistente TB (MDR-TB) dar, schreibt das Schweizerische Tropeninstitut (Swiss TPH) in einer Mitteilung.

Therapieplan laut WHO

2022 empfahl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein neues, sechsmonatiges Behandlungsschema. In klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass damit die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie deutlich verbessert wurde.
Eine neue Studie des Swiss TPH zeigt nun aber, dass sich trotz des genannten Behandlungsschemas Resistenzen zwischen Patientinnen und Patienten ausbreiten. «Die Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit, die Überwachung und Kontrolle von TB zu verbessern, um der antimikrobiellen Resistenz entgegenzuwirken», betont das Swiss TPH in Allschwil.
Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Das Swiss TPH leitete die Studie in Zusammenarbeit mit dem National Center for Tuberculosis and Lung Diseases (NCTLD) in Tiflis, Georgien. Die Arbeit wurde vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und dem Europäischen Forschungsrat (ERC) unterstützt.
«Das neue Behandlungsschema ist zwar ein Wendepunkt für Patientinnen und Patienten, die an MDR-TB leiden. Wir wussten aber, dass es schwierig sein würde, Mycobacterium tuberculosis, das Bakterium, das Tuberkulose verursacht, zu überlisten», sagt Sébastien Gagneux, Leiter des Departements «Medical Parasitology and Infection Biology» am Swiss TPH und Hauptautor der Publikation. «Es war deshalb wichtig zu untersuchen, wie die Tuberkulosebakterien auf die weltweite Einführung dieses neuen Behandlungsschemas reagieren würden».

Gemeinsam mit Georgien

Die Studie unter der Leitung des Swiss TPH wurde in Zusammenarbeit mit dem National Centre for Tuberculosis and Lung Diseases in Tiflis, Georgien, durchgeführt. Die Forschenden untersuchten im Detail, ob sich seit der Einführung des genannten Behandlungsschemas bereits Resistenzen gegen die Medikamente gebildet haben und ob diese Resistenzen von Mensch zu Mensch übertragen werden.

514 resistente Stämme

Die Forschenden analysierten die Genome von fast 90’000 M. tuberculosis-Stämmen aus Georgien und anderen Ländern der Welt. Sie identifizierten 514 Stämme, die gegen Tuberkulose-Medikamente resistent sind.
«Wir hatten bereits vereinzelte Hinweise auf die Entstehung von Resistenzen, wussten aber nicht, in welchem Ausmass die Übertragung für die Verbreitung dieser hochresistenten Stämme verantwortlich ist», sagt Galo A. Goig, Postdoktorand am Swiss TPH und Erstautor der Publikation.
Die Zahl der Fälle sei zwar noch gering. Alarmierend sei aber, dass mehr als ein Viertel, nämlich 28 Prozent, dieser hochresistenten Fälle auf die Übertragung von einer erkrankten Person auf die nächste zurückzuführen sei.

Über Tuberkulose

Tuberkulose (TB) ist eine Infektionskrankheit, die durch Mycobaterium tuberculosis verursacht wird. Tuberkulose wird von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen. Symptome der Krankheit sind Husten, Brustschmerzen, Gewichtsverlust, Fieber und Nachtschweiss. Multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) ist eine Form der Tuberkulose, die durch Bakterien verursacht wird, die auf die beiden wirksamsten Tuberkulose-Medikamente der ersten Wahl nicht ansprechen. Nur etwa 2 von 5 Menschen mit MDR-TB hatten 2022 eine Behandlung erhalten.

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