Mittelohrentzündung, Halsschmerzen und Harnwegsinfekte: Drei Diagnosen, bei welchen viele Hausärzte und Hausärztinnen vorschnell Antibiotika verordnen. Doch die Hälfte dieser Verschreibungen wäre unnötig. So schätzen es zumindest die Wissenschaftler des Berner Instituts für Hausarztmedizin (Biham). Unnötig deshalb, weil die Infektionen auch ohne Behandlung vorübergehen oder weil es virale Infektionen sind, die sowieso nicht auf Antibiotika ansprechen.
Anschauliche Zahlenbeispiele
Das Biham versucht deshalb, mit Merkblättern den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Hausärzte und Hausärztinnen können damit ihren Patienten zeigen, ob eine Antibiotikatherapie sinnvoll ist oder nicht. Je höher der Antibiotikaverbrauch ist, desto eher können sich resistente Erreger verbreiten.
Für jede Indikation gibt es eine Zusammenfassung wichtiger Fakten und ein Informationsblatt, welches mit Grafiken die Vor- und Nachteile einer Therapie mit und ohne Antibiotika aufzeigt.
Solche Tabellen gibt es auch für Halsschmerzen und für Harnwegsinfekte. | Biham
Das Besondere an diesen Merkblättern ist, dass sie auch für die Patienten einleuchtend darstellen, warum eine Verschreibung von Antibiotika nicht immer sinnvoll ist.
«Dies erhöht die Patientenzufriedenheit und damit auch die Akzeptanz einer allfälligen Nichtbehandlung bei selbstlimitierenden Infektionen», hat das Biham festgestellt. Die Blätter wurde in drei Hausarztpraxen auf ihre Praxistauglichkeit hin getestet.
Antibiotika-Einsatz rückläufig
In der Schweiz ist beim Einsatz von Antibiotika ein erwünschter Trend zu beobachten: Die
Ärzte gehen sparsamer damit um. Dadurch konnten die Resistenzraten gebremst werden. Das zeigt der «Swiss Antibiotic Resistance Report 2022».
Zwei weitere Tabellen zum Herunterladen