Fehlende medizinische Infrastruktur in kriegsgebeutelten und von Umweltkatastrophen betroffenen Ländern ist ein immenses Problem. Mit Spitalschiffen und mit Krankenhäusern aus modularen Containersystemen sollen diese Regionen in Zukunft erreicht werden.
Wie die
«Neue Zürcher Zeitung» in einem Bericht über
Worldwide Hospitals schreibt, hat das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz sieben Containerschiffe gekauft, die zu hochmodernen Spitälern umgebaut werden.
Ab 2024 einsetzbar
Zwei der Schiffe verlassen demnächst die Werft in China und sind ab Anfang 2024 einsetzbar. Bereits im Januar soll das erste Lazarettschiff Sierra Leone ansteuern, wo mindestens acht Wochen lang Frauen mit Geburtsfisteln operiert werden sollen.
Die Besatzung des zweiten Schiffs ist auf kardiologische Probleme spezialisiert und wird in Kamerun eingesetzt.
Die Lazarettschiffe sind sieben Stockwerke hoch und bieten rund tausend Quadratmeter Platz für medizinische Nutzung. So könnten über hundert stationäre Patienten, drei Operationssäle und 32 Räume für ambulante Untersuchungen in einer solchen mobilen Klinik untergebracht werden. Je nach Einsatzgebiet können die Schiffe mit unterschiedlichen Modulen ergänzt oder wieder abgebaut werden.
Kein Wohltätigkeitsprojekt
Hinter dem Projekt steckt der Deutsche Unternehmer
Ulrich Marseille. Gegenüber der NZZ zeigt er sich optimistisch, dass er mit seinen Containern das Gesundheitswesen weltweit revolutionieren wird.
Anders als
Mercy Ships ist Marseilles Unternehmen kein Wohltätigkeitsprojekt, sondern soll wirtschaftlich rentabel sein. «Das Wachstumspotenzial ist riesig», sagt der 67-Jährige. Schliesslich befände sich der Gesundheitssektor weltweit in einer Krise: Nicht nur in den ärmsten Weltgegenden mangle es an Kliniken, sondern auch in vielen Schwellenländern könne der Gesundheitssektor nicht mit dem rasanten Bevölkerungswachstum mithalten.
Prinzip IKEA
Laut Schätzungen der WHO hat über die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu Spitälern mit chirurgischer Versorgung. Modulare Container-Systeme könnten eine möglich Lösung sein. Diese können, je nach Bedarf, modifiziert und erweitert werden: Werden mehr Bettenstationen gebraucht, fügt man ein paar entsprechende Module an, braucht man weniger OP-Räume und mehr Labore, tauscht man die Module aus.
Neben der Infrastruktur will Worldwide Hospitals bei Bedarf auch Ärztinnen und Pfleger sowie Personal für Unterhalt, Management und IT-Support zur Verfügung stellen.
Worldwide Hospitals beschäftigt tausend Personen und hat ihren Hauptsitz in der Schweiz. Die ersten zwei Fabriken zur Produktion von Spitalmodulen befinden sich in Serbien und Spanien. An den beiden Standorten können pro Jahr 14 mittelgrosse Krankenhäuser produziert werden. Der Bedarf ist laut Marseille aber sehr viel grösser, und das Wachstumspotenzial enorm. «Wenn die Nachfrage steigt, können wir weitere Fabriken eröffnen, und zwar direkt in jenen Regionen, in denen Spitäler gebraucht werden.» Bereits Ende nächsten Jahres soll Worldwide Hospitals schwarze Zahlen schreiben. Bis 2025 prognostiziert das Unternehmen einen Umsatz von 2,3 Milliarden Dollar.