Hinter den Kulissen arbeiten derzeit Politiker, Beamte und Experten daran, wie die Spitäler im Kanton St. Gallen in Zukunft aufgestellt werden sollen. Denn ohne Gegensteuer
drohe ein Defizit von jährlich 70 Millionen Franken. So sieht ein vor kurzem der Öffentlichkeit präsentiertes Grobkonzept des Verwaltungsrates unter anderem vier statt neun Standorte vor.
Ein Gremium hat nun das erste Mal über die Zwischenergebnisse informiert. Doch bis ein Lösungsvorschlag auf dem Tisch der Kantonsparlamentarier liegen wird, geht es voraussichtlich noch bis 2020. Die Gesamtdauer des Projekts sei noch offen,
teilt die Regierung jetzt mit. Im Frühling 2019 will der Lenkungsausschuss dann weitere Ergebnisse präsentieren.
Die Ökonomin Monika Engler leitet das Mega-Projekt im Kanton St. Gallen. | HTW Chur
Dozentin als Projektleiterin
Die Ökonomin leite das Spitalprojekt in einem 50-Prozent-Pensum und werde von Fachleuten aus dem Gesundheitsdepartement unterstützt, heisst es. Die St.Galler Bürgerin war bereits früher für die Verwaltung tätig: Von 2009 bis 2014 verantwortete sie Finanzplanung und begleitete die Sparpakete.
Englers Fachgebiete sind: Arbeitsmarkt, Öffentliche Finanzen, Familienexterne Kinderbetreuung sowie Vereinbarkeit Familie und Beruf. Sie studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen (HSG) und war auch in der angewandten Forschung der Grossbank Credit Suisse tätig. Es folgten Forschungen am Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der HSG und ein Forschungsaufenthalt in Indien.
Bürokratie, Beamte und Begleitung
Auch der Kantonsrat will bis zum definitiven Beschluss nicht untätig bleiben: Eine Kommission unter der Leitung von Walter Gartmann soll die Ausarbeitung der Strategie begleiten. Das 21-köpfige Gremium hat bereits ein erstes Mal getagt und sich mit Regierungsrätin Heidi Hanselmann und Bauchef Marc Mächler ausgetauscht. Der Lenkungsausschuss des Projekts werde die Kommission regelmässig über Zwischenergebnisse informieren.
Viele offene Fragen sind noch offen. Die Antworten darauf soll nun das Projektteam erarbeiten, aufgeteilt in acht Gruppen, die von Experten aus Spitalverbunden und Verwaltung geführt werden.
- Offene Fragen
- Recht
- Detailkonzept
- Alternative Vorschläge
- Gemeinwirtschaftliche Leistungen
- Finanzielle Aspekte
- Botschaft
- Kommunikation
Eigene Webseite gestartet
Es scheint, dass hier vorerst einmal viele Daten und Dokumente produziert werden. Ob am Ende dann das St. Galler Volk über die (komplexe) Spitalstrategie abstimmen wird, ist noch offen. Gesundheitschefin Heidi Hanselmann spricht sich
im Interview mit dem «Tagblatt» für einen Urnengang aus. Ob es dazu komme, hänge aber von den Beschlüssen des Parlaments ab.
Die Regierung versucht anderseits aber bereits auch, die Allgemeinheit miteinzubeziehen: Bis Februar 2019 sollen alle Wahlkreise besucht und Gespräche mit der Bevölkerung geführt werden. Zudem informiert die Regierung auch auf einer eigenen Webseite
www.spitalzukunft.sg.ch über das Projekt und über die Weiterentwicklung der Strategie.
Noch keine Entscheide über Standorte
In den nächsten Monaten will der Lenkungsausschuss darüber hinaus über Sofortmassnahmen diskutieren. Was das konkret bedeuten könnte, ist noch offen. Entscheide über Spitalstandorte seien noch keine gefällt worden. In den nächsten Monaten werde aber kein St.Galler Spital geschlossen, sagt Gesundheitschefin Heidi Hanselmann dem «St. Galler Tagblatt». Spitalschliessungen müssen sowieso vom Kantonsparlament beschlossen werden.
Das Projekt in drei Phasen
1) Es geht darum, die Entscheidungsgrundlage zu erweitern und die unternehmerische Sicht aus dem Grobkonzept mit einer gesamtkantonalen gesundheits- und finanzpolitischen Sicht zusammenzuführen. Dauer: sechs bis acht Monate. Die ersten Zwischenergebnisse sollen im Frühjahr 2019 vorliegen. In dieser Phase entscheidet die Regierung auch über allfällige Sofortmassnahmen, sofern der Lenkungsausschuss solche vorschlägt.
2) Hier geht es um die Konkretisierung der Strategieentwicklung in Bezug auf die Ausgestaltung je Spitalunternehmung und je Standort. So sollen je Standort die zukünftigen Nutzungskonzepte (stationär und ambulant), Betriebs-, Führungs- und Organisationsmodelle sowie deren finanziellen Implikationen ausgewiesen werden. Nach Abschluss dieser Phase liegen Kosten-/Nutzenanalysen und Vergleiche sowie die Auswirkungen auf den Staatshaushalt, die Spitalunternehmungen, die Regionen, die Bevölkerung, das Versorgungsangebot und die Krankenkassenprämien vor. Diese zweite Phase dauert fünf bis acht Monate.
3) Die dritte Projektphase besteht aus der Erarbeitung einer Botschaft zuhanden des Kantonsrates. Darin berücksichtigt sind die Ergebnisse der Strategieentwicklung sowie allfällige Anträge für Beschlüsse des Kantonsrates. Im Anschluss wird die Regierung die Botschaft beraten und zuhanden des Kantonsrates verabschieden. Diese letzte Phase dauert inklusive der parlamentarischen Beratung rund 15 Monate.