Wo einen Chefarzt heute der Schuh drückt

«Rundum verantwortliche Alleskönner»: Waidspital-Chefmediziner Manuel Fischler schilderte in einem Interview die heutigen Anforderungen an seine Funktion.

, 18. April 2016 um 15:13
image
  • spital
  • ärzte
  • arbeitswelt
  • stadtspital zürich
Vernetzung, Politik, Arbeitsgesetz, Fachärztemangel: Diese vier Punkte nennt Manuel Fischler als erstes auf die konkrete Frage, wo die Chefärzte denn der Schuh drücke. Gefragt wurde der Präsident der Zürcher Chefärzte-Gesellschaft von zwei Journalistinnen der «NZZ am Sonntag» (Print) – wobei die zunehmend vielfältige Rolle heutiger Chefärzte im Zentrum des Gesprächs stand.
Man könne ja keine vernünftige Medizin machen mit zu wenig oder zu wenig qualifiziertem Personal, so Fischler. Zugleich aber dränge der Ärztenachwuchs auf mehr Teilzeit-Möglichkeiten – so dass jeder Dienstplan zur Herausforderung werde: «Die einen sind Montag und Dienstag da, die anderen am Mittwoch und Freitag. Als Chefärzte sind wir aber für Betriebe verantwortlich, die rund um die Uhr 24 Stunden laufen. Hier müssen wir am System arbeiten, denn es reicht nicht, nur die Kommunikation und Weitergabe wichtiger Informationen besser zu planen.»

«Die Wertschätzung ist gesunken»

Tatsächlich entwickle sich der Chefarzt zunehmend hin zum «rundum verantwortlichen Alleskönner», so Fischler. «Für mich persönlich kommt zuerst der Dienst an den Patienten. Sie sollen qualitativ und menschlich gut versorgt werden. An zweiter Stelle kommt die Klinik: Ohne Team geht gar nichts. Dazu gehören auch die Ausbildung sowie die Haltung und Werte der Klinikführung.»
Fischler, Chefarzt der Medizinischen Klinik des Waidspitals in Zürich, verhehlt aber nicht, dass man in den heutigen Strukturen an Grenzen kommen kann – die Anforderungen seien schon zeitlich enorm. «Wie bei vielen anderen Berufen auch ist die Wertschätzung gesunken. Gleichzeitig steigen die ökonomischen Forderungen und auch die Flut an bürokratischen Aufgaben. Dabei wollen eigentlich auch Chefärzte vor allem Mediziner sein», so Fischlers Beschreibung des Dilemmas.
Wozu der Waidspital-Chefarzt dies gleich mit einer konkreten Folge illustriert: «In der letzten Ausgabe der Schweizerischen Ärztezeitschrift waren auf drei Seiten Stellen für Chefärzte ausgeschrieben.» (zu den Inseraten)
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

KSW: Neuer Leiter der Klinik für Neurologie und Stroke Unit

Hans-Georg Wirsching kommt vom Unispital Zürich. Er folgt auf Biljana Rodic.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Pflege: Zahl der offenen Stellen auf Rekordhoch

In diesem Sommer waren weniger Ärztestellen ausgeschrieben als zu Jahresbeginn – aber deutlich mehr Pflegepersonal wurde gesucht.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.