Vernetzung, Politik, Arbeitsgesetz, Fachärztemangel: Diese vier Punkte nennt Manuel Fischler als erstes auf die konkrete Frage, wo die Chefärzte denn der Schuh drücke. Gefragt wurde der Präsident der Zürcher Chefärzte-Gesellschaft von zwei Journalistinnen der
«NZZ am Sonntag» (Print) – wobei die zunehmend vielfältige Rolle heutiger Chefärzte im Zentrum des Gesprächs stand.
Man könne ja keine vernünftige Medizin machen mit zu wenig oder zu wenig qualifiziertem Personal, so Fischler. Zugleich aber dränge der Ärztenachwuchs auf mehr Teilzeit-Möglichkeiten – so dass jeder Dienstplan zur Herausforderung werde: «Die einen sind Montag und Dienstag da, die anderen am Mittwoch und Freitag. Als Chefärzte sind wir aber für Betriebe verantwortlich, die rund um die Uhr 24 Stunden laufen. Hier müssen wir am System arbeiten, denn es reicht nicht, nur die Kommunikation und Weitergabe wichtiger Informationen besser zu planen.»
«Die Wertschätzung ist gesunken»
Tatsächlich entwickle sich der Chefarzt zunehmend hin zum «rundum verantwortlichen Alleskönner», so Fischler. «Für mich persönlich kommt zuerst der Dienst an den Patienten. Sie sollen qualitativ und menschlich gut versorgt werden. An zweiter Stelle kommt die Klinik: Ohne Team geht gar nichts. Dazu gehören auch die Ausbildung sowie die Haltung und Werte der Klinikführung.»
Fischler, Chefarzt der Medizinischen Klinik des Waidspitals in Zürich, verhehlt aber nicht, dass man in den heutigen Strukturen an Grenzen kommen kann – die Anforderungen seien schon zeitlich enorm. «Wie bei vielen anderen Berufen auch ist die Wertschätzung gesunken. Gleichzeitig steigen die ökonomischen Forderungen und auch die Flut an bürokratischen Aufgaben. Dabei wollen eigentlich auch Chefärzte vor allem Mediziner sein», so Fischlers Beschreibung des Dilemmas.
Wozu der Waidspital-Chefarzt dies gleich mit einer konkreten Folge illustriert: «In der letzten Ausgabe der
Schweizerischen Ärztezeitschrift waren auf drei Seiten Stellen für Chefärzte ausgeschrieben.»
(zu den Inseraten)