Wer will schon von einem Roboter gepflegt werden?

Wenn die Roboter im Gesundheitswesen einen Siegeszug antreten wollen, dann müssen sie noch viele Hindernisse überwinden. Dies lässt eine repräsentative Umfrage aus der Schweiz erahnen.

, 29. September 2017 um 09:52
image
  • trends
  • roboter
  • pflege
Die Erhebung liess die Zeitschrift «Reformiert» durchführen, das Institut Demoscope befragte dabei eine repräsentative Auswahl von Bürgerinnen und Bürgern in der Deutschschweiz und der Romandie. Es ging dabei allgemein um die Einstellung zum Roboter – beziehungsweise um die Befürchtungen wegen der Roboterisierung. Aber konkrete Fragen drehten sich auch um den Gesundheitsbereich.
Der Roboter als Arzt? Diese Vorstellung schreckt wohl eher ab. In der Umfrage wurde nämlich gefragt: «Würden Sie beim Spitaleintritt eine Diagnose akzeptieren, die allein von einem Computer erstellt worden ist?» Hier antworteten lediglich 5 Prozent einem klaren Ja («sicher») und 14 Prozent mit einer weniger entschlossenen Zustimmung («Ja, eher»). Die Nein-Stimmen summierten sich also auf der anderen Seite auf 80 Prozent.

  • Zum Beitrag in «Reformiert»: «Die Mehrheit will keine Pflegeroboter», 28. September 2017 | Zu den Ergebnissen der Umfrage.

Nun ist die Gefahr, dass jemand quasi volldigital diagnostiziert würde, ohnehin klein: Für alle Beteiligten im Gesundheitssystem ist klar, dass AI-Diagnosen lediglich zur Unterstützung eines Arztes aus Fleisch und Blut dienen können.

Roboter in der Körperpflege?

Konkreter wird aber, dass Roboter zu wichtigen Kollegen in der Pflege werden. In gewissen Unterstützungsfunktionen sind sie ja schon im Einsatz – eine Kernfrage lautet aber: Können sie auch bei der Pflege direkt am Patienten genützt werden? Denn Pflegeroboter, die Patienten ins Bett heben oder aufnehmen, werden in Japan bespielsweise schon eingesetzt.
Soll das auch in der Schweiz kommen? Die Frage in der «Reformiert»-Umfrage lautete konkret: «Würden Sie es begrüssen, wenn Roboter bei pflegebedürftigen Menschen die Körperpflege übernehmen würden an Stelle vom Pflegepersonal?». Auch in diesen Ergebnissen wurde eine klare Skepsis spürbar:

  • Ja, sicher: 3 Prozent
  • Ja, eher: 12 Prozent
  • Nein, eher nicht: 26 Prozent
  • Nein, sicher nicht: 58 Prozent.

Interessanterweise sympathisierten die Jüngeren nicht stärker mit den Tech-Geräten, im Gegenteil: Der Anteil jener, die «Ja eher» oder «Ja, sicher» stimmten, war bei der Gruppe 55+ am höchsten (wobei die Unterschiede allerdings minim ausfielen).
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSSG: Es rumort weiter in der Pflege

Erneut gehen Pflegefachleute an die Öffentlichkeit und berichten von Abgängen. Das Kantonsspital St. Gallen relativiert.

image

Timing und Treffgenauigkeit: Die Kunst der Informationsvermittlung

In einer Zeit, in der die Effizienz und Qualität im Gesundheitswesen mehr denn je von entscheidender Bedeutung sind, kommt der reibungslosen Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren eine zentrale Rolle zu.

image

Schwieriges Jahr für Regio 144

Weniger Einsätze und ein Minus von 114'228 Franken. Und eine Veränderung im Verwaltungsrat.

image

Pflegeinitiative: Ausbildungsbeiträge ja – aber…

In St. Gallen sollen die Pflegefachleute unter Umständen ihre Unterstützungsgelder wieder zurückzahlen. Und in der Zentralschweiz prüfen die Kantone eine Ausbildungspflicht für Notfall- und Intensivpflege.

image

Migros kippt Hörgeräte und Brillen aus dem Angebot

Nach nur vier Jahren verkauft die Migros ihre Misenso-Filialen. Hörgeräte und Brillen sind der Migros medizinisch zu spezialisiert.

image

Pflegepersonal: Protest gegen Rekrutierung aus armen Ländern

Mehrere Organisationen lancieren einen Aufruf: Die Schweiz verletze immer noch den WHO-Kodex für die Anwerbung von Gesundheitsfachleuten, so die Kritik.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.