Wenn ein Lift im Spital zur Gefahr wird

Zu enge Platzverhältnisse in Spital-Aufzügen führen immer wieder zu teils lebensbedrohlichen Patienten-Gefährdungen. Spitäler sollten dies deshalb bei Neubauten berücksichtigen.

, 4. März 2021 um 06:04
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Zu wenig Platz in Liften oder eine zu knappe Türbreite stellt das Spitalpersonal im Alltag immer wieder vor Schwierigkeiten. Während Spitalbetten früher noch knapp zwei Meter lang waren, sind die heute üblichen Betten um bis zu dreissig Zentimeter länger. Zusatzgeräte, Drainagesysteme, Halterungen oder Spezial-Betten können die Gesamtlänge sogar auf über drei Meter erhöhen.
Dabei ergeben sich Probleme wie diese hier:
«Die nächtliche Zustandsverschlechterung eines Patienten auf der Bettenstation erforderte noch vor Ort die Intubation durch das Anästhesieteam. Als der Patient zur diagnostischen Abklärung mit dem Lift zum CT gebracht werden sollte, war das Bett, welches am Tag zuvor aus Komfortgründen verlängert wurde, mit allen installierten Gerätschaften (Beatmungsgerät etc.) zu lang für den Notfalllift.»

Genügend Freiraum zum Rangieren

Um Patienten sicher zu verlegen, fordert die Stiftung Patientensicherheit Schweiz deshalb Bettenaufzüge, die ausreichend Platz für moderne Spitalbetten bieten. Zudem benötige das Personal auch ausreichend breite Türöffnungen und genügend Freiraum zum Rangieren in Lifthallen und Spitalgängen. Denn gerade bei kritisch kranken Patientinnen und Patienten sollte idealerweise auch im Lift noch für behandelnde Personen am Kopfende des Bettes Platz sein.
Ist dies nämlich nicht der Fall, können sich beim Einfahren oder Verlassen von Aufzügen Patientengefährdungen ergeben. Im Extremfall führt das zu Beschädigung von Medizingeräten und beispielsweise zu Störungen der Beatmung oder zum Unterbruch der Medikamentenzufuhr. 
Das liest sich dann so:
«Patientin von Überwachungsstation abgeholt. Im Vorraum vom Lift standen zwei OP-Liegen und ein Bett. Beim Rangieren ist wahrscheinlich der Drainageschlauch hängen geblieben und dekonnektiert.»

Muss im Notfall klar sein

Sämtliche Bettenaufzüge im Spital sollten gemäss Patientensicherheit deshalb genau überprüft werden. Das Augenmerk sei dabei auch auf Aufzüge in Bereichen zu richten, die von Anästhesie-, Intensiv- und Notfallteams nicht regelmässig genutzt werden. 
Sämtliche Informationen über Aufzüge müssten den Mitarbeitenden zudem bekannt sein, damit diese beim Transport Verlängerungen an den Betten rasch abbauen können.

Bei den Bauplanungen berücksichtigen

Die Experten der Patientensicherheit empfehlen bei Neubauten oder Renovationen den Platzbedarf in Spitalliften ausreichend zu berücksichtigen. Dabei sei nebst möglichst grosser Türbreite eine Kabinentiefe von mindestens drei Metern erforderlich, steht im aktuellen «Quick Alert» der Stiftung Patientensicherheit zu lesen. Im Umfeld von Intensivstationen, OP- und Diagnostikbereichen sollten es sogar drei Meter und dreissig Zentimeter sein.
Sonst passieren Ereignisse wie diese hier:
«Bei der Renovierung wurde im Altbau der alte Aufzug durch einen neuen ersetzt. Jetzt passt kein Bett mit Transporteinheit am Fussende mehr rein. Vor jeder Aufzugfahrt muss nun die Transporteinheit abmontiert, und erst seitlich in den Aufzug gefahren werden – und das im Lift, der Notfall, OP und beide Intensivstationen verbindet!»
  • Haben Sie als Gesundheitspersonal oder auch als Patientin oder Patient bereits ähnliche Vorfälle (mit-)erlebt? Berichten Sie uns davon in den Kommentaren oder kontaktieren Sie uns unter: info@medinside.ch
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