Was Ärzte heute zufrieden macht

Wie steht es um die intrinsische Motivation heutiger Mediziner? Wie sehr ist ihr Beruf noch Berufung? Dazu gibt es neue Daten.

, 23. März 2017 um 13:00
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Wie zufrieden sind die Ärzte mit ihrem Gehalt? Was stört sie an der Arbeit? Wie sehr sind sie ausgebrannt? Dazu gibt es ja allerhand Studien. Ein Team von amerikanischen «Public Health»-Wissenschaftlern ging aber für einmal der intrinsischen Motivation heutiger Mediziner nach: Wie sehr ist der Beruf noch Berufung? Wie wichtig sind all die immateriellen Belohnungen?
Antwort: Sie sind immer noch entscheidend. Das Team um die Professorin Hyo Jung Tak vom University of Nebraska Medical Center befragte dazu knapp 1'300 Ärzte, wobei etwa ein gutes Drittel Hausärzte und Internisten waren – und zwei Drittel Spezialisten.



  • Ja, Arzt ist eine Berufung: Fast alle – 88 Prozent – stimmten dabei der Aussage zu, dass es eine Berufung ist, Arzt zu sein.
  • Zufrieden mit Job und Leben: Ebenfalls fast alle äusserten sich zufrieden mit dem Beruf und mit ihrem Leben (86 und 87 Prozent). Dabei waren die Allgemeinärzte etwas zufriedener mit ihrem Job als die Fachärzte (wobei beide Gruppen interessanterweise gleich zufrieden waren mit ihrem Leben insgesamt).
  • Aber müde. Zugleich sagten aber fast die Hälfte aus, sie seien ausgebrannt und über die Jahre abgestumpft (46 Prozent).
  • Leben mit Sinn – aber… Einen zufriedenstellenden Sinn in ihrem Leben erkannten ebenfalls fast alle befragten Ärzte. Allerdings: Immerhin fast die Hälfte hoffte, in den nächsten Jahren weniger arbeiten zu können (46 Prozent).

Das Team um Dr. Tak ging nun den Korrelationen nach: Welche Faktoren zur Motivation fanden sich bei jenen Ärzten, die zufrieden waren?

  • Der Hauptpunkt war dabei die Menge an Zeit, die ein Arzt mit sinnvollen und persönlich befriedigenden Tätigkeiten verbringen konnte. Lag diese Zeit unter zweieinhalb Stunden täglich, so waren die Ärzte rund fünffach öfter unzufrieden mit ihrem Beruf. Der entscheidende Punkt: Dieses Verhältnis galt unabhängig vom Einkommen. Die Tatsache, dass in allen Erhebungen der Ärger über die bürokratische Belastung der Ärzte auftaucht – diese Tatsache spiegelt sich hier also ebenfalls.
  • Ebenfalls Spitzenwerte bei der Zufriedenheit wurden bei jenen Medizinern erfasst, die viele Langzeitbeziehungen zu Patienten pflegten.
  • Greifbar wurde ein anderer wichtiger Faktor: Mit zunehmender Berufsdauer stiegen die Probleme – beziehungsweise es sank die Motivation. Wer schon länger als zehn Jahre als Arzt arbeitete, äusserte eher den Wunsch nach einem Ausstieg. Auch die Unzufriedenheit mit ihrem Leben an sich war bei diesen Ärzten höher.
  • Allerdings liess sich auch ein Gegengewicht erfassen: Jene Ärzte, die sich laut eigener Aussage den Patienten besonders stark verpflichtet fühlten, hatten tendenziell weniger den Wunsch, den Arztkittel an den Nagel zu hängen.



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