Von der Herzattacke bis zum Velocrash: Triathlon kann tödlich werden

Der beliebte Extremsport ist offenbar riskanter als bislang angenommen: Man stirbt eher bei einem Triathlon als in einem ganzen Jahr normalen Lebens.

, 12. Oktober 2017 um 09:20
image
  • prävention
  • forschung
  • sportmedizin
  • kardiologie
Dass man beim Joggen oder bei arger Anstrengung eher einen Herzanfall bekommt, gilt ja als eine Art Volksweisheit. Doch sie wurde nun wieder recht konkret bestätigt, und zwar für den Triathlon. Dabei untersuchten amerikanische Wissenschaftler über 9 Millionen Teilnehmer solcher Schwimm-Rad-Renn-Veranstaltungen, und sie stellten dazu die Frage: Wieviele starben während des Rennens insgesamt? Und wieviele erlitten einen Herzstillstand?
Heraus kam, dass auf 100'000 dieser Ausdauersportler 1,74 solcher schwerer, meist tödlicher Vorfälle erfolgten, wobei die Gefahr für Männer offenbar massiv höher lag – ihre Quote erreichte 2,40.


Das sind durchaus bedenkliche Zahlen. Zum Vergleich: Die Mortalität entspricht etwa der Sterberate der Menschen mittleren Alters in der Schweiz – pro Jahr. Und wie die US-Forscher schreiben, liegt diese Zahl auch über den bislang bestehenden Schätzungen zu den Risiken von vergleichbaren Ausdauer-Sportarten.
Das Durchschnittsalter der Triathlon-Verstorbenen beziehungsweise der Opfer einer Herzattacke lag bei knapp 47 Jahren, und fast neun von zehn Todesopfern waren Männer.

Risikodisziplin Schwimmen

Die Studie wurde von einem Team von Kardiologen des Abbott Northwestern Hospital in Minneapolis, der Mayo-Klinik und anderer Universitäten erarbeitet. Dass die Mediziner Herzkreislauf-Versagen in denselben Topf warfen wie tödliche Traumata, mag auf den ersten Blick irritieren; von den erfassten Teilnehmern verstarben beispielsweise 15 wegen eines Unfalls beim Velofahren.
Aber es ging eben darum, ein neues Bild des Gesamtrisikos solch einer Radikalsportart zu zeichnen. Am riskantesten, so zeigte dann die Detailauswertung, ist bei den Extremsportlern der Anfang: Die höchste Mortalitätsrate wurde beim Schwimm-Parcours gemessen, also in der ersten Disziplin.
«In diesem Teil des Rennens erleben die Athleten wahrscheinlich einen Adrenalinanstieg, wenn sie ins Wasser gelangen und sehr nahe bei den Konkurrenten kämpfen», sagte Kevin Harris, ein Co-Autor und Kardiologe am Minneapolis Heart Institute gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters». «Auf diese Umfeld-Bedingungen kann man sich oft nur schwer vorbereiten.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Einseitige Impfung wirksamer? Studie wirft neues Licht auf Impfstrategien

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Mehrfachimpfungen im selben Arm bieten einen besseren Schutz.

image

Epilepsie: Neue Folsäure-Empfehlung für Schwangere soll Krebsrisiko senken

Die Schweizerische Epilepsie-Liga empfiehlt, die tägliche Folsäure-Dosis von bisher vier bis fünf auf ein bis drei Milligramm zu reduzieren.

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

Seltene Krankheiten: «Oft spürt die Mutter, dass etwas nicht in Ordnung ist»

Werden wir dereinst das gesamte Genom des Neugeborenen routinemässig auf Krankheiten untersuchen? In manchen Ländern werde dies bereits getestet, sagt Stoffwechselspezialist Matthias Baumgartner.

image

ETH bekämpft Blasenentzündungen mit Hilfe von Viren

Forschende der ETH Zürich entwickeln neuartige Phagentherapie gegen Antibiotika-Resistenzen bei Blasenentzündungen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.