Viren oder Bakterien? Ein Test soll es zeigen

Ein neuartiger Bluttest könnte dazu beitragen, den übermässigen Antibiotikaeinsatz zu senken.

, 22. Januar 2016 um 14:45
image
  • praxis
  • forschung
Jeder Arzt kennt das Dilemma: Der Patient hat Schnupfen, Husten und erhöhte Temperatur. Soll er Antibiotika erhalten oder nicht? Bekanntlich werden gerade bei Infektionen der oberen Atemwege häufig Antibiotika verabreicht.  
Dies, obschon sie gegen Erkältungen gar nicht nützen, da die meisten Erkältungsinfektionen von Viren verursacht werden. Antibiotika werden häufig darum verschrieben, um Komplikationen wie etwa einer Lungenentzündung vorzubeugen.
Studien aus den USA gehen davon aus, dass die Hälfte der Antibiotika-Verschreibungen unnötig sind. Auch in der Schweiz warnt der Bund vor unsachgemässem und übermässigem Antibiotikaeinsatz. Am World Economic Forum (WEF) rief die globale Pharmaindustrie zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika auf (siehe hier). 

Art der Immunabwehr wird gemessen

Ein neuer, von US-Wissenschaftlern entwickelter Bluttest soll die Frage «Viren oder Bakterien?» rasch beantworten - und so dazu beitragen, den Antibiotikakonsum zu reduzieren. 
Mit der Methode wird nicht der Erreger selbst ermittelt, sondern die Reaktion des Körpers auf die Infektion erfasst. Je nachdem, ob das Immunsystem Viren oder Bakterien bekämpfen muss, sind bestimmte Gene aktiv. Indem deren Aktivität gemessen wird, erhält man Hinweise auf die Ursache der Beschwerden.  
Die Ergebnisse der Studie, die ein Team um Geoffrey Ginsburg von der Duke University in Durham, North Carolina, verfasst hat, wurden im Fachmagazin Science Translational Medicine veröffentlicht. 

Test noch nicht praxisreif

Der Test lieferte in der Studie gute Resultate. In 87 Prozent der Fälle wurde der Erreger zuverlässig ermittelt. Die Methode ist aber noch nicht reif für die Praxis, weil sie zu lange dauert. Gemäss Geoffrey Ginsburg dauert es 12 Stunden von der Blutentnahme bis zur Ergebnis. 
Ziel ist es, die Zeitspanne auf eine Stunde zu reduzieren. Die Wissenschaftler wollen nun den Test weiterentwickeln. Ob und wann er auf den Markt kommt, ist noch unklar. 
Zur Studie: 
«Host gene expression classifiers diagnose acute respiratory illness etiology» in «Science Translational Medicine», 20. Januar 2016
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Taxpunkte: Teil-Einigung in der Ostschweiz

Die Ärztegesellschaften und die HSK beschliessen 3 Rappen höheren Taxpunktwert.

image
Kommentar von Anne-Geneviève Bütikofer und Verena Nold

Ja zum neuen Arzttarif – aber nur mit ambulanten Pauschalen

Ein neues ambulantes Tarifsystem muss Pauschalen mit dem Einzelleistungstarif Tardoc kombinieren. Nur so lässt sich die Effizienz im Gesundheitswesen steigern.

image

Was kostet der Leistungsausbau? Keine Ahnung

Was sind die finanziellen Folgen des Leistungsausbaus in der Grundversicherung? Der Bundesrat will das nicht wissen.

image

Gerhard Pfister will es wissen: Arbeiten Ärzte 24 Stunden pro Tag?

In seinem Einsatz für die «Kostenbremse» nimmt sich der Mitte-Präsident die Minutage vor. Zumindest rhetorisch.

image

Ihr neuer Standort für Gesundheit und Erfolg

Willkommen im WORKPLACE POSTFINANCE ARENA in Bern, wo Sport und Business aufeinandertreffen!

image

Neue Geschäftsführerin für die Zürcher Ärzte Gemeinschaft

Corinne Achermann Sommer leitet ab sofort Zmed.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.