Unispital-Verwaltungsrätin geht – nach Bluttest-Skandal

Irmtraut Gürkan, die kaufmännische Direktorin in Heidelberg und Verwaltungsrätin beim Unispital Basel (USB), zieht die Konsequenzen aus dem zu früh veröffentlichten Bluttest zur Erkennung von Brustkrebs. Was die Basler Gesundheitsdirektion dazu sagt.

, 31. Juli 2019 um 14:44
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Nun also doch. Die kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan (1952) verlässt per sofort Ende Juli nach 16 Jahren das Klinikum Heidelberg. Dies teilt die international renommierte und bekannte Institution mit. Damit zieht auch die stellvertretende Vorstandsvorsitzende die Konsequenzen aus dem Skandal um den umstrittenen Brustkrebs-Bluttest.
Die Uniklinik Heidelberg hatte im Frühling mit einer Kampagne einen Bluttest zur Brustkrebs-Früherkennung angekündigt, offenbar trotz mehrerer Warnhinweise. Weil dem Test die Marktreife fehlte, musste die Institution ihre Ankündigung kurze Zeit später rückgängig machen – und sich für die Kampagne entschuldigen.
Zudem stimmte die Leitung der Universitätsklinik der Veröffentlichung in der Zeitung «Bild» zu, obwohl der Test grundlegende wissenschaftliche Prinzipien verfehlt hatte. Gutachter attestieren den Verantwortlichen in einem Zwischenbericht «schwere Fehler», «Führungsversagen, Machtmissbrauch und Eitelkeit».

Keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich

Nebst Irmtraut Gürkan legt auch die Heidelberger Uniklinik-Geschäftsführerin Annette Grüters-Kieslich ihr Amt auf Ende Oktober vorzeitig nieder. Die beiden Vorstandsmitglieder sahen sich bereits intern mit Rücktrittsforderungen konfrontiert, wie auch Medinside berichtete. Die Uniklinik schaffe damit die Grundlage für einen Neuanfang, steht in der Mitteilung zu lesen.
Eine konstruktive Aufarbeitung der Strukturen und Prozesse bedinge eine vertrauensvolle enge Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat, wird Irmtraut Gürkan im Schreiben zitiert. Diese sei aber nicht mehr möglich. Daher habe sie sich entschlossen zurückzutreten. Die stellvertretende Geschäftsführerin stelle ihre persönlichen Interessen zurück, um dem Klinikum den vom Aufsichtsrat gewünschten Neuanfang zu ermöglichen.

Das Köpferollen geht weiter

Der Skandal um den Bluttests hat hohe Wellen geschlagen – und mehrere personelle Veränderungen nach sich gezogen. So ist bereits der Dekan der medizinischen Fakultät vergangene Woche zurückgetreten. Und der Geschäftsbereichsleiter Recht der Uniklinik wurde freigestellt. 
Für den Aufsichtsrat liegt die «Hauptverantwortung» laut der Mitteilung der Uniklinik Heidelberg beim Leiter der Frauenklinik Christof Sohn. Dieser habe, so der Vorwurf, unter anderem «haltlose Versprechungen» verbreitet. Offenbar werden derzeit disziplinarische Massnahmen gegen den Professor geprüft. 

Das sagt die Basler Gesundheitsdirektion

Die zurückgetretene kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan hat auch eine Verbindung in die Schweiz. Sie ist seit 2012 Verwaltungsrätin am Universitätsspital Basel (USB). Auf die Frage, ob ihr Rücktritt einen Einfluss auf das VR-Mandat beim USB habe, verweist sie auf die Basler Gesundheitsdirektion. 
Dort heisst es, dass derzeit noch unabhängige Untersuchungen über die Vorkommnisse am Universitätsklinikum Heidelberg laufen würden. Bevor die entsprechenden Berichte vorliegen, möchte sich die Basler Gesundheitsdirektion nicht dazu äussern, ob Irmtraut Gürkan als USB-Verwaltungsratsmitglied noch tragbar sei. 
Als Verwaltungsrätin am Unispital Basel legt sie unter anderem die strategische Ausrichtung fest, führt Risikokontrollen durch oder beaufsichtigt die Spitalleitung. Sie gehört dem Nominierungs- und Entschädigungsausschuss an und ist Vorsitzende des Immobiliengremiums.
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