Triemli-Abschreiber sorgt weiterhin für rote Köpfe

Die Wertberichtigung für das Bettenhaus des Stadtspitals Triemli führt im Zürcher Stadtparlament zu einer intensiven Debatte.

, 8. Juli 2020 um 22:00
image
Das Stadtspital Triemli hatte Anfang Jahr eine Wertberichtigung des Bettenhauses um 176 Millionen Franken vorgenommen, rückwirkend auf 2019. Dieser Schritt sorgte für Kritik. Für den Verband Zürcher Krankenhäuser etwa handelt es sich um eine «Marktverzerrung», denn faktisch subventioniere die Stadt mit dem Abschreiber die Stadtspitäler.
Die Bewertungsmethode nach der sogenannten «Discounted-Cashflow-Methode», die den Marktwert nach «true and fair value» abbildet, sorgte auch am Mittwoch für eine intensive Debatte im Zürcher Stadtrat. 
FDP, SVP und EVP wollten den Abschreiber nicht genehmigen. Der buchhalterischer Kniff sei «rechtlich» nicht in Ordnung. Die Wertberichtigung sei «unvereinbar» mit dem Gemeindegesetz», so das Argument. Die EVP verlangte sogar eine Volksabstimmung.

FDP will Beschwerde einreichen

Der Vorsteher des Gesundheitsdepartements verteidigte das Vorgehen. Die Wertberichtigung sei für das Triemlispital «notwendig und zweckmässig» gewesen, sagte Andreas Hauri. Auch die links-grüne Mehrheit stützte das Vorgehen. Die Finanzkontrolle habe dem Stadtrat ja Recht gegeben, sagte etwa die SP. Es sei nun nicht die Zeit für ein «juristisches Hickhack».
Nach über einer Stunde Debatte nahm der Zürcher Stadtrat die Rechnung mit dem Abschreiber schliesslich an, mit 81 zu 38 Stimmen. Die FDP hat im Vorfeld allerdings bereits angekündigt, dass sie in diesem Fall eine Aufsichtsbeschwerde vor dem Bezirksrat machen wolle.

Abschreiber von 179 Millionen Franken

Mit dem einmaligen Abschreiber von 176 Millionen Franken müssen die Stadtspitäler künftig weniger abschreiben, was sich positiv auf die finanzielle Situation auswirkt. Vor vier Jahren wurde das laut eigenen Angaben «modernste Bettenhaus der Schweiz» eröffnet. Kostenpunkt: 290 Millionen Franken. Die Neubewertung des Bettenhauses wurde vorgenommen, weil die Nutzung finanziell weit weniger einbringt als veranschlagt. Denn die Einnahmen sind verhältnismässig tief.
  • spital
  • stadtspital zürich
  • politik
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Waadt: Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz tritt zurück

Die Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Waadt hört nächstes Frühjahr auf – aus gesundheitlichen Gründen und mangels Rückhalt in der Partei.

image

Das sind die ersten 4 von 16 geplanten Kostendämpfern fürs Gesundheitswesen

Apotheken und Hebammen sollen mehr Kompetenzen erhalten. Ausserdem müssen die Kantone faire Referenztarife für ausserkantonale Behandlungen festlegen.

image

Nun lässt der Bund das Kostenwachstum bei den Krankenkassen-Leistungen überwachen

In einem Monat beginnt die Kommission für das Kosten- und Qualitätsmonitoring EKKQ, die Preisentwicklung im Gesundheitswesen zu beobachten.

image

Weg frei für zwei neue Rehakliniken in Zürich

Mit der abgewiesenen Beschwerde des Kantons Thurgau soll die Umsetzung der Rehabilitationskliniken am Stadtspital Zürich Waid und Triemli jetzt «mit Hochdruck» durchstarten.

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.