So lässt sich ein Spital rentabler machen

Das Stadtspital Triemli schreibt rote Zahlen. Nun hat die Stadt einen Ausweg gefunden: Das Bettenhaus wird einfach tiefer bewertet.

, 22. Januar 2020 um 13:06
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«Trotz guter Zahlen zeigen die Prognosen auf, dass das Stadtspital Triemli die Anlagenutzungskosten seiner Liegenschaften jetzt wie auch künftig nicht wird tragen können», heisst es in der Medienmitteilung des Zürcher Stadtrats. Im Klartext: Das neue Bettenhaus, das vor vier Jahren eröffnet worden ist, ist viel zu teuer fürs Spital.
Nun schafft der Stadtrat Abhilfe: Er macht das Gebäude auf dem Papier 175 Millionen Franken billiger. Mit dem Effekt, dass das Stadtspital Triemli in seiner Buchhaltung künftig 7,6 Millionen Franken weniger Abschreibung für das Gebäude einsetzen muss.

Stadt will Spital beim Kanton gut dastehen lassen

Das sei ein zentraler Schritt, um die Wirtschaftlichkeit des Stadtspitasl zu stärken, begründet die Zürcher Regierung diese Massnahme. Unumwunden gibt sie auch zu: «Dies ist im Hinblick auf die Vergabe der kantonalen Leistungsaufträge per 2023 von hoher Wichtigkeit».
Die Wertminderung des Bettenhauses hat Auswirkungen auf das Eigenkapital der Stadt. Es beträgt derzeit 1,5 Milliarden Franken und wird künftig um 175 Millionen tiefer sein.

Bettenhaus hat 300 Millionen Franken gekostet

Beim Stadtspital Triemli hat die Wertminderung folgende Effekte: Für das Jahr 2019 verschlechtert sich zwar das Ergebnis einmalig. Doch in den Folgejahren wird das Spital dafür bessere Resultate ausweisen können.
Als das Bettenhaus vor vier Jahren eröffnet wurde, präsentierte die Stadtregierung den 300-Millionen-Bau mit 550 Betten voller Lob. Dass das «modernste Bettenhaus der Schweiz» die Rechnung des Spitals tief ins Minus ziehen würde, sah zu diesem Zeitpunkt niemand.

«Die Bedingungen haben sich seither wesentlich verändert»

«Seit der Planung des neuen Bettenhauses bis heute haben sich die Rahmenbedingungen für die Spitäler wesentlich verändert», schreibt aber nun der Zürcher Stadtrat. Wegen der Einführung des neuen Gesetzes zur Spitalplanung und -finanzierung, wegen der Verschiebungen von stationär zu ambulant sowie wegen der Eingriffe in die Tarmed-Tarifstruktur habe das Spital weniger Einnahmen.
Das wirke sich unmittelbar auf die Nutzung und die Wirtschaftlichkeit des Bettenhauses und damit auch auf dessen Verkehrswert aus, begründet der Stadtrat die massive Abwertung des neuen Bettenhauses.

Kein Rechnungstrick

Das Vorgehen sei kein Rechnungstrick, betonen Vertreter des Stadtspitals Triemli gegenüber Medinside. Eine solche Wertberichtigung sei gesetzlich vorgesehen und auch nicht unüblich. Auch andere Spitäler hätten schon von solchen Wertberichtigungen profitiert.
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