Tarmed: Warum machen wir es nicht wie die Handwerker?

Gesundheitsexperte Felix Schneuwly schlägt Jahrespauschalen für chronisch Kranke vor – und Arbeitsrapporte zwischen Ärzten und Patienten.

, 13. Juni 2016 um 13:43
image
  • tarmed
  • gesundheitskosten
  • tarvision
  • comparis
  • politik
Wie weiter nach dem Nein? Die Blockade bei der Anpassung des Ärztetarifs hat zumindest einen Vorteil: Nun tauchen wieder frische Ideen auf, mit denen der gordische Tarifknoten gelöst werden könnte. Ein interessanter Beitrag stammt dabei von Felix Schneuwly. In einem Blogpost für die «Freiburger Nachrichten» schlägt der Comparis-Gesundheitsexperte Jahrespauschalen für chronisch Kranke vor.
Hauptanliegen ist es dabei, das seit 2004 gültige Bürokratiemonster mit seinen 4'000 Positionen durch einfachere Lösungen zu ersetzen. Konkret sollen sich die fortschrittlichen Ärzte, Spitäler und Versicherer darin finden, Jahrespauschalen für chronisch Kranke zu vereinbaren. Bei Leistungen, die sich für solche Pauschalen schlecht eignen, wären indessen Stundentarife plus Kosten für Material und Apparate festzulegen. 

Einfacher & gerechter

Solch eine Lösung wäre sowohl einfacher als auch gerechter als die herkömmliche Tarmed-Struktur, argumentiert Schneuwly.
Zur seiner Idee gehört ferner, dass bei den Medizinern Arbeitsrapporte eingeführt werden: «Jeder Patient sollte nach jeder Konsultation einen Arbeitsrapport mit den erbrachten Leistungen unterschreiben, wie das bei Handwerkern längst bestens funktioniert», schreibt Schneuwly. Damit könnte die Kasse prüfen, ob die Leistungen auf der Rechnung tatsächlich erbracht wurden. 
Bleibt die Frage der Umsetzbarkeit. Schneuwly deutet selber an, dass die Chance gross ist, dass der Bundesrat jetzt einfach durchgreift und die Tarife festlegt. Dennoch bestehe die Chance eines Plan B: «Da gemäss KVG ambulante Leistungen von Ärzten und Spitälern nicht nach dem Tarmed abgerechnet werden müssen, könnten kreative Ärztegruppen, Spitäler und Versicherer auch andere ambulante Tarifsysteme vereinbaren.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

image

Forschung muss Frauen und Alte mehr berücksichtigen

Der Bund regelt die Forschung an Menschen stärker. Künftig sollen mehr Frauen und Alte teilnehmen.

image
Gastbeitrag von Bettina Balmer, Fabian Kraxner und Belinda Nazan Walpoth

Und jetzt: Digitalisierung, Ambulantisierung, weniger Bürokratie

Die Kostenbremse-Initiative ist zurecht gescheitert. Sie bot kein konkretes Rezept, um die Gesundheitsausgaben zu bremsen.

image

Braucht es ein Bundesgesetz über die Gesundheit?

Ja, findet die Akademie der Medizinischen Wissenschaften – und formuliert gleich einen Vorschlag: So sähen ihre Paragraphen aus.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.