Urs Stoffel: Warum Limitationen nur den Patienten im Weg stehen

Die vom Bundesrat verordneten Limitationen im Ärztetarif Tarmed beschneiden die Patientenrechte: Zu diesem Schluss kommt Urs Stoffel von der Ärztevereinigung FMH. In der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Ärztezeitung» erklärt er warum.

, 8. August 2018 um 05:20
image
  • ärzte
  • politik
  • praxis
  • tarmed
Die Tarifpartner dürfen in einem Tarif keine Limitationen festlegen, welche einen an sich bestehenden gesetzlichen Leistungsanspruch des Patienten beschränken. In seinem Editorial in der jüngsten Ausgabe der «Schweizerischen Ärztezeitung» untermauert FMH-Vorstand Urs Stoffel seine Aussage mit zwei Rechtsgutachten von Professor Dr. iur. Ueli Kieser, Vizedirektor am Institut für Rechtswissenschaft und Rechtspraxis an der Universität St. Gallen.
Ähnlich argumentiert laut Stoffel auch das Bundesamt für Justiz (BJ): Dieses habe gegenüber dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) festgehalten, dass es nicht vorgesehen sei, dass Leistungserbringer und Kostenträger in der Tarifstruktur gemeinsam Limitationen von Pflichtleistungen festlegen. Damit verbiete das Bundesamt für Justiz geradezu den Tarifpartnern in der Tarifstruktur Pflichtleistungen zu limitieren, so Stoffel.

Nur medizinische begründete Limitationen zulässig

Eine solche Begrenzung könnte an sich ausschliesslich der Bundesrat festlegen, heisst es. Diese Limitationen dürften dann aber nicht im Tarif festgelegt, sondern müssten in der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) verankert werden. Der Ärzteverband FMH unterstütze Limitationen nur, wenn diese medizinisch indiziert sind – auf Grund von gesetzlichen Vorgaben wie beispielsweise Strahlenschutz oder wenn sie dem Schutz der Patienten dienen.
Limitation von Zeitleistungen lehnt die FMH im ambulanten Tarif kategorisch ab. Schon gar nicht solche, die einzig und allein dazu dienen, Mengenausweitungen zu verhindern, steht dort weiter. Bei ungerechtfertigten Mehrleistungen im Sinne einer Mengenausweitung seien nämlich andere gesetzliche Mechanismen vorgesehen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Männedorf verärgert Goldküsten-Kinderärzte

Die neue Spital-Kinderarztpraxis in Männedorf sorgt für rote Köpfe bei den ansässigen Pädiatern. Es ist von Falschaussagen und einem Abwerben der Neugeborenen die Rede.

image

Arzt-Rechnung an Patienten statt an Kasse: Das empfiehlt die FMH

Immer mehr Krankenkassen wollen Arzt-Rechnungen direkt begleichen. Die FMH hingegen empfiehlt: Die Rechnung soll zuerst an die Patienten gehen.

image

Arzt wies Patienten ab – wegen seiner Parteizugehörigkeit

Dieser Fall versetzte Deutschland in Aufruhr: Ein Hausarzt wollte einen Patienten nicht mehr – weil er bei der AfD-Partei ist.

image

Migros: 1,3 Milliarden Umsatz im Gesundheitswesen

Der Detailhandels-Konzern baut sein Healthcare-Netzwerk auch nach dem Abgang von Fabrice Zumbrunnen aus.

image

Ex-KSW-Chefarzt lanciert interventionell-radiologische Tagesklinik

Christoph Binkert verbündet sich mit dem Medizinisch-Radiologischen Institut MRI in Zürich.

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.