Per Oktober will das Spital Limmattal die ambulante Urologie an Uroviva verkaufen. Der auf das Fachgebiet spezialisierte Anbieter soll dabei
eine ins Spital integrierte ambulante Praxis mieten und betreiben. Gleichzeitig wird das Chefarzt-System in ein Belegarztmodell umgewandelt: Patienten sollen durch akkreditierte «Uroviva-Ärzte» im Spital operiert werden.
Designierter Standortleiter wird Alexander Müller, aktuell Chefarzt der urologischen Klinik im «Limmi». Sämtliche Verträge des ärztlichen Personal sollen dem Urologie-Netzwerk übertragen werden.
Angst vor einer tranchenweisen Privatisierung
Kritiker befürchten nun eine «tranchenweise Privatisierung» von Spitalabteilungen. Denn es wird offenbar bereits gemunkelt, dass die Radiologie diesen Schritt auch gehen werde. Einer der Kritiker ist Claudio Lorenzet. Für den Facharzt Allgemeine Medizin besteht mit dem «(Teil-)Ausverkauf» der Urologie ein zu grosses Risiko, wie er in einem Beitrag schreibt. Er befürchtet, dass die Investorengruppe ECM ihre Beteiligung an der profitorientierten Firma nur wenige Jahre halte – und dann mit Gewinn wieder verkaufe.
Seit 2017 gehört Uroviva mehrheitlich der Investoren-Boutique ECM aus Deutschland.
Ausstiegsklausel im Vertrag eingebaut
Wie beurteilen die Verantwortlichen diese Kritikpunkte der bevorstehenden Zusammenarbeit? Das öffentliche Spital und der Anbieter urologischer Dienstleistungen sind sich das Risiko der Besitzverhältnisse von Uroviva durchaus bewusst. Mit einer «Ausstiegsklausel» im Kooperationsvertrag wurde es deshalb ausdrücklich ausbedungen.
Das Spital bedauert generell, dass vermehrt «Unwahrheiten und Gerüchte» über die Pläne der Urologie im Umlauf sind, wie das Spital in einer Stellungnahme schreibt.
Mehrwert des Ausbaus in Frage gestellt
Claudio Lorenzet ist aber nicht nur um den ausländischen Einflussbereich des Private-Equity-Investors aus Deutschland besorgt, sondern befürchtet einen «ungesund hohen» Rentabilitätsdruck. Es stört den Mediziner mit Praxis im Kanton Aargau zudem, dass Patienten- und Prämiengelder ins Ausland fliessen.
Er stellt darüber hinaus den Mehrwert des Ausbaus der Urologie in Frage: Das «Limmi» habe bereits eine bestens funktionierende urologische Abteilung mit «ausgezeichneten, motivierten und kompetenten Ärzten», schreibt er.
Einzugsgebiet ist zu klein
Was sagt das Spital dazu? Für die Verantwortlichen der Zusammenarbeit ist das oberste Ziel, die Urologie langfristig zu sichern. Denn die Konkurrenz sei hier relativ gross. Das Spital ist der Überzeugung, dass auf langfristige Sicht das Einzugsgebiet des Spitals nicht gross genug sei, um genügend stationäre Patienten zu behandeln. Dies wiederum würde in der Folge zwangsläufig zu einer ungewollten Verkleinerung des urologischen Angebots führen.
Durch die Zusammenarbeit mit Uroviva erhofft sich das Spital Limmattal «in wesentlichem Umfang» überregionale Zuweisungen stationärer Patienten aus dem urologischen Praxisnetzwerk.