Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit Chefarzt Nic Zerkiebel ging es offensichtlich auch um die unterschiedliche Auffassungen in der Neuausrichtung der Neonatologie im Spital Bülach. In diesem Zusammenhang gelangen Informationen an die Öffentlichkeit, die nicht der Wahrheit entsprechen, wie das Spital in einer Mitteilung schreibt.
Insbesondere im Zusammenhang mit der beschlossenen Redimensionierung der Neonatologie werde der Eindruck erweckt, das Spital wolle quasi weite Teile der Geburtenabteilung schliessen: «Das stimmt nicht», stellt das Spital nun klar.
80 Gebärende betroffen
Der Verwaltungsrat habe aber auf Grund des Kostendrucks entschieden, die seit 2012 angebotene intensive spezialmedizinische Betreuung von Neugeborenen mit spezifischen Risiken künftig nicht mehr selber zu erbringen. Nur sehr wenige Regionalspitäler in der Schweiz leisten sich heute noch eine derart kostenintensive, auf komplexe Fälle ausgerichtete Neonatologie, heisst es.
Diese Neuausrichtung betrifft gemessen an der Gesamtzahl der im Spital jährlich durchgeführten Geburten einen sehr kleinen Teil: Von jährlich fast 1’500 Geburten wurde in den letzten Jahren in rund achtzig Fällen eine solche intensive spezialmedizinische Betreuung des Neugeborenen notwendig. Solche Fälle würden künftig in einem nahen Zentrumszentrumspital betreut, zum Beispiel im Kantonsspital Winterthur (KSW) oder im Kinderspital Zürich, schreibt das Spital.
Es war eine «unüberbrückbare Situation»
In der Stellungnahme kommt der Verwaltungsrat noch einmal auf den
Personalentscheid Nic Zerkiebel zurück. Das Gremium mit Christian Schär an der Spitze nehme die (laute) Kritik von Teilen der Belegschaft «sehr ernst». Man komme nach Überprüfung der Beschlüsse aber erneut zum Schluss: «Die Entscheide sind unerlässlich für die erfolgreiche Zukunft des Spitals Bülach».
Im Fall Zerkiebel sei eine längerfristige Entwicklung vorausgegangen, die leider keinen anderen Weg als die Kündigung zugelassen habe, steht in der Mitteilung weiter zu lesen. Es ergab sich laut Verwaltungsrat eine «unüberbrückbare Situation», was schliesslich zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses führte. Der Entscheid sei aber nicht leichtfällig gefällt worden,
wie auch bereits der Spitaldirektor betonte.VR stellt sich klar hinter Geschäftsleitung
Das Gremium stellt sich gleichzeitig hinter die Geschäftsleitung und hinter CEO Rolf Gilgen. Der VR erachtet die gegen ihn erhobene Kritik mit Rücktrittsforderungen im Zusammenhang mit der Trennung von Zerkiebel als «ungerechtfertigt». Gilgen engagiere sich seit Jahren «in hohem Masse» und habe «wesentlich» zum Erfolg und zum guten Ruf des Spitals beigetragen.
Man sei sich bewusst, dass auch in anspruchsvollen Situationen besonders umsichtig agiert und gut mit dem Personal kommuniziert werden müsse. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung seien daher «stets bemüht, die Arbeit kritisch zu hinterfragen und Lehren daraus zu ziehen». Es sei zudem wünschenswert, dass es für die Zukunftssicherung des Spitals wieder gelinge, einen guten Dialog zu finden.