Spitäler screenen nach psychischen Erkrankungen

Basler Spitäler rücken jetzt auch das seelische Wohlbefinden ins Zentrum. Denn jeder dritte Spitalpatient ist zusätzlich psychosozial belastet – oder gar psychisch erkrankt.

, 15. März 2021 um 15:26
image
In einzelnen Stationen in vier Basler Spitälern erhalten Patienten neu nach Bedarf und Wunsch auch Unterstützung bei psychosozialen Belastungen. Denn etwa ein Drittel aller im Spital behandelten Patienten weisen neben körperlichen Beschwerden offenbar auch psychosoziale Belastungen oder sogar psychische Erkrankungen auf.
«Körper und Seele hängen eng zusammen», sagt Rainer Schäfert, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik am Universitätsspital Basel (USB). Um eine effiziente Behandlung zu gewährleisten, sei es wichtig, dass ein Spital neben den körperlichen Erkrankungen auch die psychosoziale Situation im Blickfeld habe.

Deutlich mehr Betroffene als angenommen

Die daran teilnehmenden Patientinnen und Patienten werden dabei systematisch auf psychosoziale Belastungen gescreent. Unterstützungsbedarf werde von Mitarbeitenden des psychosomatischen Konsildiensts abgeklärt und entsprechende Hilfe angeboten.
Daten weisen darauf hin, dass «deutlich mehr Spitalpatientinnen und -patienten als bisher angenommen psychosozial belastet sind», wie Gunther Meinlschmidt sagt, Forschungsleiter der Klinik für Psychosomatik am Basler Unispital.

Niedergeschlagen oder mit Ängsten

Die Problembereiche sind gemäss ersten Erkenntnissen vielfältig und relativ heterogen, wie das Unispital auf Anfrage mitteilt. Ein Teil der Betroffenen sei direkt durch die körperlichen Beschwerden psychisch belastet. Andere würden unter niedergeschlagener Stimmung oder Ängsten leiden oder seien mit anderen Problemen konfrontiert.
Besondere Aufmerksamkeit schenken die Projektteilnehmer der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung durch spezifische Massnahmen: Die Planung einer bedarfsgerechten Weiterbehandlung werde durch eine speziell aufgebaute Online-Plattform mit diversen Angeboten unterstützt – auch nach dem Austritt aus dem Spital. 

Projekt mit verschiedenen Spitälern

Das mit 2 Millionen Franken von der Stiftung Gesundheitsförderung mitfinanzierte Projekt wird vom Gesundheitsdepartement und vom Unispital Basel (USB) umgesetzt, gemeinsam mit dem Bethesda Spital, dem Felix Platter Spital und dem St. Claraspital. Beteiligt sind zudem über 20 weitere Partner aus dem ambulanten Gesundheitsbereich. Es wird vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut und dem Institut für Pharmazeutische Medizin (ECPM) wissenschaftlich begleitet.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Alex Steinacher

Notfall: Wenn schon Taxe, dann flächendeckend

Die Politik fordert eine 50-Franken-Gebühr für Bagatellfälle auf dem Spital-Notfall. Doch es gibt schlauere Lösungen. Ein Vorschlag von Alex Steinacher.

image

Spitalkrise: Die Schuld der Kantone

Für KSGR-Chef Hugo Keune sind die Krankenkassen schuld an der Spitalmisere. «Jein», sagt Heinz Locher: Die Kantone sind mitschuldig.

image

LUKS: So sieht das neue Ambulante Zentrum aus

Das Siegerprojekt für die Erweiterung des Luzerner Kantonsspitals steht fest. Kostenpunkt: Rund 240 Millionen Franken.

image

Claraspital Direktorin wird Clarunis-Verwaltungsrätin

Rebekka Hatzung gehört ab sofort zum vierköpfigen Verwaltungsrat des Universitären Bauchzentrums Basel.

image

Weniger Cyberattacken auf deutsche Spitäler

Greifen Hacker wirklich immer öfter Krankenhäuser an? Ein Regierungsbericht widerspricht dem gängigen Bild.

image

Ob FaGe, Apotheker, Physio oder Chefärztin: Das verdient man im Gesundheitswesen

Wie steht es um Ihr Gehalt? Hier finden Sie die Standard-Monatslöhne der wichtigsten Berufe in der Gesundheitsbranche.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.