So will Alain Berset das Boni-Verbot an Spitälern durchsetzen

Der Bundesrat hat sich für mehrere wichtige Änderungen im Spitalmarkt entschieden: So sollen Boni-Regeln künftig mit der Spitalliste verknüpft werden.

, 13. Februar 2020 um 07:14
image
Alain Berset greift weiter in den Spitalmarkt ein. Am Mittwoch hat der Gesamtbundesrat auf Antrag des Gesundheitsministers entschieden, die Anforderungen für die Planung der Spitäler und Pflegeheime weiter zu vereinheitlichen.
Unter anderem «dürfen die Spitäler auf kantonalen Spitallisten keine mengenbezogenen Entschädigungen oder Boni mehr auszahlen.» Ziel sei es, die «medizinisch ungerechtfertigte Mengenausweitung» zu bekämpfen. Etwa jeder vierte Kaderarzt soll schätzungsweise unter Vertrag mit Bonuszielen stehen, der auf Anzahl der Fälle oder anderen Kriterien basiert. 

Zusatzversicherung nicht davon betroffen

Betroffen davon sind auch Privatspitäler, wenn Sie weiterhin einen Leistungsauftrag erhalten und über die Grundversicherung abrechnen wollen. Allerdings fallen die Leistungen aus Zusatzversicherungen nicht unter die neue Regelung. Oftmals werden Zusatzversicherte laut Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) aber häufiger operiert. 
Auch das Parlament will Spitäler diesbezüglich an die kurze Leine nehmen. Der Nationalrat - und voraussichtlich auch der Ständerat - haben einem Vorstoss für mehr Vergütungstransparenz zugestimmt. Dieser will Spitäler dazu verpflichten, die höchsten Löhne mit sämtlichen Leistungen für Zusatzversicherte oder aus Expertentätigkeiten offenzulegen.

Tarifberechnung: einheitliche Regelung

Zudem hat der Bundesrat entschieden, die Spitaltarife für den stationären Bereich künftig schweizweit gleich zu ermitteln. Heute kann die Methode zur Berechnung dieser Fallpauschalen (DRG) durch die Kantone unterschiedlich sein. Damit greift Alain Berset auch stärker in den Machtbereich der Kantone ein.
Ferner sollten Kantone die Planung der Spitäler und Pflegeheime stärker koordinieren müssen. Der Bundesrat verlangt darüber hinaus von den Kantonen, sämtlichen Listenspitälern Mindestfallzahlen vorzuschreiben. Die Massnahmen dienen hauptsächlich dazu, die die Kosten im stationären Bereich zu dämpfen. Die neuen Bestimmungen sollen am 1. Januar 2021 in Kraft treten. Die Änderungen werden auf dem Verordnungsweg umgesetzt. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.