Schmerzmittelmissbrauch: Noch ist alles unter Kontrolle

Die USA sind abhängig von opioidhaltigen Schmerzmitteln. Wie sieht es in der Schweiz aus? Sucht Schweiz liefert eine Einschätzung.

, 13. Februar 2018 um 09:41
image
  • medikamente
  • sucht schweiz
  • ärzte
In den USA ist die Opioid-Krise zu einer beispiellosen Epidemie herangewachsen, Präsident Donald Trump hat den gesundheitspolitischen Notstand ausgerufen. Die Verschreibung von Schmerzmitteln auf Opioidbasis wurde ab den 90er Jahren stark ausgeweitet, was zu einer hohen Zahl von Abhängigen und Todesfällen geführt hat. Jährlich sterben in den USA rund 43'000 Menschen an einer Überdosis.
Nun hat die Organisation Sucht Schweiz untersucht, wie sich es sich mit dem Schmerzmittelmissbrauch in der Schweiz verhält. Das Fazit: Es gibt keinen Boom wie in den USA, aber ein stetiges Wachstum der Verkäufe. Es sei keine Zunahme der Suchtprobleme im Zusammenhang mit Opioidmedikamenten festzustellen. Die Steigerung der Verkäufe ist laut Sucht Schweiz nicht auf Missbrauch, sondern auf eine verbesserte Schmerzbekämpfung zurückzuführen.
image
Einnahme von starken Schmerzmitteln in der Schweiz (Quelle: Sucht Schweiz)

«Wachsamkeit angezeigt»

In der Gesamtbevölkerung sei im Unterschied zu den USA keine starke Verbreitung festzustellen, schreibt Sucht Schweiz. Zwar ist der Gebrauch von starken, teilweise opioidbasierten Schmerzmitteln leicht gestiegen, der Anteil der Personen, die sie täglich während mindestens einem Jahr einnahmen, ist hingegen zurückgegangen. Im Jahr 2016 waren es 1,8 Prozent verglichen mit 2,5 Prozent im Jahr 2013.
Trotzdem ist gemäss Sucht Schweiz «Wachsamkeit angezeigt». Eine Studie von Kundendaten der Helsana zeigt, dass sich die Verschreibung von stark opioidhaltigen Schmerzmitteln im ambulanten Bereich zwischen 2006 und 2013 mehr als verdoppelt hat. Auch die Zahlen der Zulassungsbehörde Swissmedic zeigen eine Steigerung der Lieferungen zwischen 2010 und 2016. Vor allem Oxycodon, Morphin und Tapentadol wurden häufiger geliefert.
Sucht Schweiz regt an, die Situation weiter zu überwachen und etwa regelmässige Befragungen durchzuführen oder ein Warnmeldesystem einzuführen, um die Lage unter Kontrolle zu behalten. 

  • Zum «Schweizer Suchtpanorama 2018» von Sucht Schweiz

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der Ticker

Schritte und Fortschritte im Gesundheitswesen

Spital Grabs: Knieersatz mit Roboter ++ USA: Abnehmspritze für Herz-Kreislauf-Risiken ++ Reha Tschugg mit neuer Privatstation ++ Reha Bellikon eröffnet Neubau ++ Neues Brustzentrum im Bernbiet ++ So sieht das neue Spital fürs Tessin aus ++

image

Krebsliga will keine Geheimpreise mehr bei Medikamenten

Ausgerechnet die Krebsliga ist dagegen: Der Bundesrat soll künftig keine vertraulichen Rabatte mehr mit der Pharmaindustrie vereinbaren.

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image

Fencheltee im Visier von Swissmedic

Das Heilmittelinstitut rät Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren von einer Einnahme ab. Das in Fencheltee enthaltene Estragol könnte die Gesundheit schädigen.

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.