Psychiatrie St. Gallen hat ein Verfahren am Hals

Die Staatsanwaltschaft St. Gallen klärt ab, ob sich die Verantwortlichen der Psychiatrie St. Gallen Nord wegen fahrlässiger Tötung schuldig gemacht haben.

, 14. Oktober 2021 um 06:01
image
  • psychiatrie
  • chefarzt
  • psychiatrie st. gallen nord
Es geschah vor einem Jahr: Ein 22-jähriger Mann dringt in die Wohnung einer 46-jährigen Frau ein und erschlägt sie. Warum das an dieser Stelle erwähnt wird: Der Mörder war nur wenige Stunden vorher aus der Psychiatrie St. Gallen Nord (PSGN) entlassen worden. Er verbrachte dort eine Woche in der stationären Abteilung.
Das ist in der Wiler Zeitung vom 14. Oktober 2021 zu lesen. Leo-Philippe Menzel, Medienbeauftragter der Staatsanwaltschaft St.Gallen, bestätigt nun gegenüber der Zeitung, dass gegenüber der Klinik ein Verfahren eingeleitet werde. Es gehe darum, abzuklären, ob sich Einzelpersonen strafbar gemacht hätten. «Fahrlässige Tötung und Aussetzung stehen als Vorwürfe im Raum», so Leo-Philippe Menzel in der Wiler Zeitung.

Fürsorgerische Unterbringung

Thomas Maier ist Chefarzt der Erwachsenenpsychiatrie in der Psychiatrie St. Gallen Nord. Gegenüber der Zeitung schreibt er in einer schriftlichen Stellungnahme, unter welchen Umständen es einer psychiatrischen Klinik überhaupt erlaubt sei, einen Patienten gegen seinen Willen festzuhalten. Im Wesentlichen gebe es dazu zwei Instrumente: Das Erste sei die fürsorgerische Unterbringung (FU), welche von einem externen Arzt ausgesprochen werden müsse.
Bei freiwillig eingetretenen Patienten gibt es laut Maier noch das Instrument der chefärztlichen Rückbehaltung (CR). Sie sei zulässig, wenn eine Person «sich selbst an Leib oder Leben gefährdet oder das Leben oder die körperliche Integrität Dritter ernsthaft gefährdet.»

Schizophrenie?

Litt der Mann unter Schizophrenie? Hatte er wahnhafte Störungen? Die Diagnose ist nicht bekannt. Gegenüber den St. Galler Zeitungen sagt Chefarzt Maier bloss: «Bei Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis, wozu auch die Schizophrenie gehört, können auch unerwartete und uneinfühlbare Verhaltensweisen auftreten.» Solche seien nicht immer im Voraus zu erkennen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Pionierin der psychiatrischen Pflege: Regula Lüthi mit Preis geehrt

Die diplomierte Psychiatrie-Pflegefachfrau wurde mit dem Psychiatrischen Pflegepreis ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die ihre herausragenden Leistungen unterstreicht.

image

Gefängnis statt Klinik - nun muss Bern zahlen

Der Kanton Bern muss einem psychisch kranken Straftäter Schadenersatz zahlen, weil er in ein Gefängnis gesteckt wurde. Das befand das Bundesgericht.

image

Psychiatrie Baselland: Das ist der neue Chef der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Jochen Kindler wird neuer Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrie Baselland.

image

Privatklinik eröffnet Zentrum für Psychiatrie

Die Privatklinik Meiringen betreibt künftig in Thun ein psychiatrisches Angebot rund um die Uhr. Der Standortleiter ist bereits bestimmt.

image

Einer Psychiaterin drohen vier Jahre Gefängnis

War es «Liebe» zu den Patienten – oder bloss Geldgier? Eine Berner Psychiaterin hat jahrelang Krankenkassen betrogen.

image

Clienia-Gruppe richtet Meldestelle ein

Nachdem ein Untersuchungsbericht über rituelle Gewalt veröffentlicht wurde, hat die Privatklinikgruppe zusätzlich zur Einrichtung einer Ombudsstelle einen «Whistleblower-Kanal» aufgeschaltet.

Vom gleichen Autor

image

Künstliche Intelligenz muss nicht immer spektakulär sein

Die Nutzung von KI-Systemen kann nicht nur die Qualität der Patientenversorgung erhöhen, sondern in vielen Anwendungen auch die Arbeitslast des medizinischen Personals verringern. Letzteres ist dringend nötig.

image

Kann Digitalisierung gegen den Hausärztemangel helfen?

Auf der Suche nach Lösungen für den Ärztemangel in der Grundversorgung gehen Leistungserbringer neue Wege und nehmen die Digitalisierung selber in die Hand, um den Zugang und die Qualität zu verbessern.

image

«Schlag ins Gesicht der KMU» wenn Pflegefachleute bessere Arbeitsbedinungen erhalten?

Wo die Besserstellung von Pflegefachleuten als «Schlag ins Gesicht der KMU» gegeisselt wird.