Klinik Littenheid entlässt Kaderarzt nach Reportage

Die zur Clienia Gruppe gehörende Privatklinik Littenheid hat das Arbeitsverhältnis mit einem Oberarzt gekündigt. Auslöser ist ein umstrittener Auftritt in einem SRF-Beitrag über Satanismus.

, 1. April 2022 um 09:00
image
  • spital
  • clienia
  • privatklinik littenheid
  • psychiatrie
Die grösste psychiatrische Privatklinikgruppe der Schweiz hat sich von einem Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Littenheid getrennt. Der Mann wurde bereits nach Ausstrahlung einer TV-Sendung im vergangenen Dezember freigestellt, wie die Zeitungen von Tamedia berichten. 
In der Reportage des Schweizer Fernsehens SRF wird über ein Mädchen berichtet, das ihren Vater nach der Behandlung in Littenheid wegen angeblich «rituell satanistischen Missbrauchs» angezeigt hatte. Sie glaubte, ihre Eltern würden einem satanistischen Zirkel angehören und auf dem Friedhof in Herisau Säuglinge opfern.

Arzt machte umstrittene Aussage

Der behandelnde Oberarzt sagte in der Reportage, solche Fälle seien weit verbreitet. Er stützte sich dabei auf «sehr viele internationale Therapeuten». Der Mann soll dabei auch von satanistischen Untergrundorganisationen gesprochen haben, die rituelle Gräueltaten an Kindern verüben, die in der Therapie aufgedeckt würden.
Die Clienia-Gruppe liess den Fall im Nachgang der Sendung von Experten untersuchen. Obwohl die Trauma-Therapiestation, in der der Oberarzt arbeitete, «in sämtlichen Punkten sehr gut» abschliesse, habe man entschieden, das Arbeitsverhältnis mit dem betroffenen Oberarzt aufzulösen, teilt Clienia mit. Über die Gründe könne man aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nichts sagen.

Gesundheitsamt hat Untersuchung eingeleitet

Unabhängig davon hat das Thurgauer Gesundheitsamt in der Zwischenzeit ebenso eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet, wie das «St.Galler Tagblatt» berichtet. Die Leitung obliegt einem externen Anwaltsbüro. Ende Mai soll der Kanton voraussichtlich über den Stand der Dinge informieren.
Ein beigezogener Psychiater kommt derweil zum Schluss, bei den Geschichten der jungen Frau handle es sich um krankheitsbedingte paranoide Ideen und Trugerinnerungen. Er verweist in seinem Gutachten auf Fälle, bei denen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch von Bezugspersonen und Therapeuten mit entsprechenden Grundüberzeugungen provoziert und gefördert werden.

  • Um diese SRF-Reportage ging es: «Der Teufel mitten unter uns»

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Nicht aus Spargründen» - KJPD und Klinik Sonnenhof fusionieren

Die Fusion der Stiftung Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste St.Gallen und der Klinik Sonnenhof erfolgt nicht aus Spargründen, sondern um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

image

Neuer Direktor für die Klinik SGM

Daniel Röthlisberger wird CEO der Klinik SGM Langenthal. Er ersetzt Nathan Keiser, der Direktor der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel wird.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

image

Neue HR-Leitung bei Triaplus

Barbara Michel wird auch Mitglied der Geschäftsleitung. Sie folgt auf Christa Fehlmann, die nach neun Jahren in den Ruhestand geht.

image

Zu viele Kündigungen in der LUPS - nun geht die ärztliche Leiterin

Eine neue Führung und eine Meldestelle für die Angestellten: So will die Luzerner Psychiatrie die angespannte Lage entschärfen.

image

Jugendpsychiatrie: Weniger Freiheitsbeschränkungen

Isolation, Fixierung, Zwangsmedikation: So etwas galt in bestimmten psychiatrischen Kontexten lange als unvermeidlich. Bei Kindern und Jugendlichen werden sie laut einem ANQ-Bericht seltener angewandt.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.