Pflegepersonal hat momentan gute Karten in der Politik

Die nationalrätliche Gesundheitskommission will das Pflegefachpersonal besser stellen als das der Ständerat vorhat.

, 4. September 2020 um 18:39
image
Freude herrscht beim Schweizer Berufsverbands der Pflegefachpersonen (SBK): Die nationalrätliche Gesundheitskommission will die Pflegefachpersonen besser stellen als das der Ständerat vorhat. Sie will die Abstriche, die der Ständerat am indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative gemacht hat, nicht übernehmen.

Lob für die Gesundheitskommission

«Die nationalrätliche Gesundheitskommission nimmt den Pflegepersonalmangel offensichtlich ernst und will rasch die gesetzlichen Grundlagen schaffen, um dagegen anzugehen», sagt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des SBK, laut einer Mitteilung.
Bedauerlich ist für sie allerdings, dass im indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative weiterhin keine Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einer bedarfsgerechten Personalausstattung integriert sind.

Sonderstatus beim Abrechnen

Die Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats hält an der Variante fest, die der Nationalrat im Dezember 2019 beschlossen hatte. Diese Variante sieht folgendes vor:
  • Die Kantone werden verpflichtet, Beiträge an die Ausbildung von Pflegefachpersonen zu leisten.
  • Pflegefachpersonen dürfen die einfacheren Pflegeleistungen direkt mit den Kassen abrechnen, und zwar auch ohne dass sie eine Vereinbarung mit den Krankenkassen abgeschlossen haben.
  • In Spitexorganisationen oder Pflegeheimen dürfendie  Pflegefachpersonen die einfacheren Pflegeleistungen auch an andere Pflegende delegieren.
Noch im Juni wehte dem Pflegerpersonal politisch ein eisiger Wind entgegen: «Es sieht nun danach aus, dass das Volk über die Pflegeinitiative abstimmen wird», sagte SBK-Geschäftsführerin Yvonne Ribi damals nach dem Spar-Entscheid des Ständerats.

Unnötig und zu teuer?

Der Ständerat wollte - anders als der Nationalrat - die Kantone nicht dazu verpflichten, angehenden Pflegefachkräften die Lebenshaltungskosten mitzufinanzieren. Der Ständerat forderte auch, dass Pflegefachpersonen eine Vereinbarung mit einem Krankenversicherer brauchen, wenn sie selber Rechnung stellen wollen.
Das fordern übrigens auch die Krankenversicherer: Pflegefachleute besserzustellen sei unnötig, teuer und gefährlich, findet der Krankenkassenverband Santésuisse. Das Pflegepersonal könnte mehr Leistungen in Rechnung stellen, befürchten die Versicherer. Am 15. September wird der Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative im Nationalrat erneut beraten.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Demente Pflegeheim-Bewohner: Zu viele Antipsychotika

In Pflegeheimen erhalten viele Demente umstrittene Medikamente. Obwohl andere Massnahmen mehr wirken würden.

image

Alzheimer Schweiz: SP-Urgestein wird Präsident

Der ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli übernimmt die Spitze der Organisation.

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

KSSG: Es rumort weiter in der Pflege

Erneut gehen Pflegefachleute an die Öffentlichkeit und berichten von Abgängen. Das Kantonsspital St. Gallen relativiert.

image

Timing und Treffgenauigkeit: Die Kunst der Informationsvermittlung

In einer Zeit, in der die Effizienz und Qualität im Gesundheitswesen mehr denn je von entscheidender Bedeutung sind, kommt der reibungslosen Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren eine zentrale Rolle zu.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.