Pandemie macht Schweizer zu Sportmuffeln

Die Corona-Krise hat Konsequenzen auf die Gesundheit der Schweizerinnen und Schweizer: 45 Prozent treiben weniger Sport. Das zeigt eine neue Umfrage.

, 31. Mai 2021 um 12:42
image
  • umfrage
  • groupe mutuel
  • fitness
  • sport
  • gesundheit
Kurzarbeit und Homeoffice – man hätte denken können, dass genau diese beide Faktoren dazu motivieren, aus dem Haus zu gehen und mehr Sport zu treiben. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wie eine Umfrage der Groupe Mutuel zeigt, treibt praktisch jeder zweite Schweizer seit der Pandemie weniger Sport. Darunter leidet nicht nur die physische, sondern auch die mentale Gesundheit: 40 Prozent der jungen Erwachsenen geht es schlechter.  
Bisher lag die Schweiz hinter Finnland und Schweden auf dem dritten Platz der sportlichsten Länder. Nachdem sich 45 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer im letzten Jahr weniger bewegt haben, rückt die Silbermedaille nun wohl in weite Ferne: Das das Fitnesslevel ist auf einer Skala von 1 bis 6 von 4.1 auf 3.6 gesunken. Besonders stark vom Bewegungsmangel betroffen sind die 30- bis 44-Jährigen – die Deutschschweizer etwas mehr als die Westschweizer.

Das sind die Gründe

«Wir sind in der Schweiz bezüglich Sportinfrastruktur sehr verwöhnt. Wenn uns das weggenommen wird, sind wir ein wenig verloren», sagt Kariem Hussein, Europameister im 400-Meter-Hürdenlauf dazu. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf: Für 68 Prozent der 1225 Befragten waren die geschlossenen Sportanlagen und Fitness-Center Grund für ihren Bewegungsmangel. 34 Prozent fehlte es an mangelnder Motivation und bei 32 Prozent führte der fehlende Austausch mit Freunden und Teamkollegen dazu, dass sie zum Sportmuffel wurden. 

Psychische Gesundheit leidet ebenso

Die fehlende Bewegung, mangelnder sozialer Austausch und wirtschaftliche Ängste führen dazu, dass die mentale Gesundheit mitleidet: Davon betroffen sind gemäss Umfrage vor allem junge Menschen und Frauen. 40 Prozent der 18- bis 25-jährigen und 38 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sich ihre psychische Gesundheit seit Pandemiebeginn verschlechtert hat. Tessinerinnen und Tessinern sowie Welschen ging es dabei schlechter. 

Bewegungsmangel kann zum Tod führen

Mangelnde Bewegung begünstigt eine Vielzahl von Krankheiten, wie etwa Herzinfarkt, Hirnschlag oder Diabetes, die langfristig tödlich sein können. Amerikanisch-kanadische Forscher führen bereits knapp acht Prozent der Todesfälle weltweit auf Inaktivität zurück. In der Schweiz wurden 2017 bereits zwei Prozent der Todesfälle mit Bewegungsmangel in Verbindung gebracht. Eine Person gilt dann als körperlich inaktiv, wenn sie sich weniger als 150 Minuten pro Woche mit mässiger Intensität oder weniger als 75 Minuten intensiv bewegt.

Die gute Nachricht

15 Prozent der Bevölkerung ist seit dem Ausbruch der Pandemie aktiver als zuvor. Darunter sind überproportional viele Westschweizer und junge Menschen. Motiviert habe sie vor allem das Bedürfnis nach frischer Luft und Natur, die eigene Gesundheit sowie mehr Zeit dank Home-Office, heisst es in der Mitteilung. Beliebt sind vor allem das Wandern (43%), Fitness und Jogging (32%) sowie Ski, Snowboard, Yoga und Velosportarten (26%).
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Gesundheitscoach: Gratis-Angebot wird eingestellt

Die Stadt Adliswil beendet ihr Gesundheitscoach-Experiment. Nur eine geringe Anzahl von Menschen nutzten den Service nach gratis Gesundheitstipps.

image

Ihre Meinung und Ihre Zufriedenheit zählen!

Wir bitten Sie, sich kurz Zeit zu nehmen und unsere Nutzerumfrage auszufüllen. Helfen Sie uns, Medinside weiter zu optimieren.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Den jungen Assistenzärzten in Grossbritannien reichts: Zehntausende streiken

Die Löhne für Assistenzärztinnen und -ärzte sollen in den letzten 15 Jahren um mehr als ein Viertel gesunken sein. Jetzt fordern sie eine saftige Lohnerhöhung.

image

Der Nationalrat setzt ein Zeichen für die globale Gesundheit

Die Schweiz will schwache Gesundheitssysteme weltweit stärken. Die entsprechende Motion betreffend das internationale Engagement wurde deutlich angenommen.

image

«Es braucht eine Task Force zum Schweizer Gesundheitssystem»

Das Kernproblem unseres Gesundheitssystems sei der Anstieg der Kosten ohne grössere politische Anstrengungen, sie zu senken. Dieser Meinung ist Groupe-Mutuel-Chef Thomas Boyer.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.

image

Deutsche Apotheker empört wegen Karl Lauterbachs Gender-Vorschlag

In Deutschland soll der Warnhinweis bei der Medikamentenwerbung geschlechtergerecht formuliert werden. Der Vorschlag des Bundesgesundheitsministers stösst aber auf harsche Kritik.