Nach CSS-Urteil: Die Verbände schweigen

Die CSS hat ihren Zusatzversicherten 129 Millionen Franken zu viel berechnet. Die Verbände wollen nichts dazu sagen, obwohl die CSS von gängiger Praxis spricht.

, 17. August 2022 um 14:14
image
  • versicherer
  • css
  • finma
  • politik
Die Krankenkasse CSS muss allen Kunden mit einer Krankenzusatzversicherung einen Teil der Prämien zurückerstatten. Das hat die Finanzmarktaufsicht Finma angeordnet.

CSS findet Vorgehen nach wie vor korrekt

Die Finma begründet dies damit, dass die Prämien überhöht gewesen seien. Die CSS kostet das Urteil 129 Millionen Franken. Konkret legt die Finma der CSS zur Last, dass sie die Verwaltungskosten übermässig den Zusatzversicherten aufgebürdet habe.
Die CSS sieht sich unschuldig: Sie habe das Vorgehen durch externe Gutachter beurteilen lassen, schreibt sie in einer Mitteilung. Auch diese seien zum Schluss gekommen, dass das Vorgehen korrekt gewesen sei.

Pikante Aussage: Eine «Branchenproblematik»

Ein weiterer Satz lässt aufhorchen: «Aus Sicht der CSS stellt diese Diskussion eine Branchenproblematik dar.» Das heisst mit anderen Worten: Die CSS ist offenbar nicht die einzige Krankenkasse, die so vorgeht.
Medinside wollte deshalb von den zuständigen Verbänden wissen, was sie zu diesem Vorwurf an die übrigen Versicherer hält und was sie nun zu tun gedenken.

Santésuisse: Nicht zuständig

Doch diese schweigen. Der Krankenkassenverband Santésuisse schiebt den schwarzen Peter dem Schweizerische Versicherungsverband SVV zu: Die Frage betreffe die privaten Zusatzversicherungen, deshalb müsse der SVV Klarheit schaffen und nicht der Krankenkassenverband.
Allerdings geht es ganz klar auch um die Grundversicherung. Denn der Vorwurf der Finma lautet, dass die CSS gewisse Kosten aus der Grundversicherung den Zusatzversicherten aufgebürdet hat. Trotzdem will sich Santésuisse an diesem heissen Thema nicht die Finger verbrennen.

Versicherungsverband: Kein Kommentar

Das will auch der SVV nicht: «Der Verband kommentiert das Urteil nicht, zumal er es nicht im Detail kennt. Zudem ist es auch noch nicht rechtskräftig», sagt SVV-Sprecher Takashi Sugimoto gegenüber Medinside.
Das Thema dürfte sowohl für den SVV als auch für Santésuisse nicht ganz neu sein. Die Finma hat bereits 2019 damit begonnen, das Krankenzusatzversicherungsgeschäft der CSS unter die Lupe zu nehmen.

CSS ist noch am Analysieren

Ob die CSS das Urteil der Finma akzeptiert, ist noch nicht klar: «Die CSS analysiert die Verfügung nun im Detail und prüft das weitere Vorgehen», teilt die CSS mit.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Der Fehltritt einer KPT-Firma: Vermittler hinterging Neukunden

Die neue Vermittlungsfirma der KPT-Krankenkasse nutzte unlautere Methoden, um neue Versicherte zu gewinnen.

image

Spitex-Organisationen sollen keine Mehrwertsteuer mehr bezahlen müssen

Die Leistungen aller Spitex-Organisationen in den Bereichen Haushalthilfe und Betreuung sollen künftig von der Mehrwertsteuerpflicht ausgenommen werden.

image

Prämienverbilligung: Nationalrat hält am Ausbau des Systems fest

Anders als der Ständerat will der Nationalrat den Ausbau der Prämienverbilligungen nicht vor sich herschieben. Er hält am indirekten Gegenvorschlag fest.

image

Horrender Lohn im Luks-Verwaltungsrat gibt zu reden

Der VR-Präsident des Luzerner Kantonsspitals hat in den letzten Jahren satte Lohnerhöhungen erhalten. 2021 soll die Luzerner Regierung damit die eigenen Vorgaben gesprengt haben.

image

Die Spielsucht in der Schweiz hat sich verdoppelt – nun handeln die Kantone

Eine neue eGames-Studie zum Online-Geldspielverhalten in der Schweizer Bevölkerung zeigt besorgniserregende Zahlen. Jetzt schalten sich die Kantone ein.

image

Genfer Gesundheitspolitikerin hat den Lead bei der Tabakprävention

Nationalrätin Laurence Fehlmann Rielle ist die neue Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz. Sie will die Volksinitiative «Kinder ohne Tabak» strikt umsetzen.

Vom gleichen Autor

image

Die Hausärzte im Kanton Bern rebellieren

Eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten aus dem Emmental und Oberaargau lehnt sich gegen den Ärztemangel auf.

image

Kantonsspital kauft Aktien einer Digital-Plattform

Was Medinside vor einer Woche angekündet hat, ist nun geschehen: Das erste öffentliche Spital steigt bei «Compassana» ein.

image

Auch für Pflege zuhause gelten Ruhezeiten

Keine Chance für einen SVP-Vorstoss, das Arbeitsgesetz für Betreuung und Pflege zuhause aufzulockern: Der Bundesrat blieb hart.