Müssen in den USA bald alle Bürger zum Depressions-Screening?

Experten fordern flächendeckende Untersuchung auf Depressionen in den USA.

, 29. Januar 2016 um 09:26
image
  • forschung
  • psychiatrie
  • ärzte
  • screening
  • prävention
Die US Preventive Services Task Force (USPSTF) will in den USA künftig möglichst alle Erwachsenen auf Depressionen testen – insbesondere schwangere Frauen. 
Dies fordert der Zusammenschluss unabhängiger Gesundheitsexperten in einem mehrteiligen Fachbeitrag im «Journal of the American Medical Association». Die Arbeitsgruppe gibt in den USA regelmässig Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen.

Flachendeckende Fragebögen und Tests

Noch immer erhalten laut den Experten viele Depressionspatienten keine oder eine falsche Behandlung. Der Schaden einer Depression für den Einzelnen, seine Familie, aber auch die volkswirtschaftlichen Verluste seien so gross, dass mehr gegen die Krankheit getan werden müsse.
Die Mediziner und Psychologen haben Vor- und Nachteile eines bevölkerungsweiten Screenings abgewogen und kommen zum Schluss: der Nutzen überwiegt. Für das Screening werden bewährte Tests und Fragebögen vorgeschlagen, die das Ausmass einer depressiven Veranlagung eingrenzen.

SSRI-Medikamente und bessere Strukturen 

Ein weiteres Resultat der USPSTF-Experten: Der Nutzen von Psychopharmaka aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) überwiege den potenziellen Schaden. Sie berufen sich dabei auf repräsentative Studien mit mehr als 10 000 Erwachsenen.
Zudem sind der Studie zufolge bessere Strukturen nötig. «Wir brauchen Pflegedienste und stationäre Einrichtungen, in denen schnell und flexibel reagiert werden kann, wenn ein Patient nicht mehr seinem Behandlungsplan folgt oder die Therapie versagt», heisst es in einem Fachbeitrag. 
Albert L. Siu et al. US Preventive Services Task Force (USPSTF): «Screening for Depression in Adults US Preventive Services Task Force Recommendation Statement», in: «Journal of the American Medical Association (Jama)». Januar 2016.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

Psychiatrische Dienste Aargau bündeln Angebot

Ambulatorium, Autismusberatung, Tageszentrum: Zusammen erhalten diese Angebote mehr Räume – was auch mehr Angestellte und mehr Termine ermöglicht.

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image
Gastbeitrag von Peter Baumgartner

Ambulante Psychiatrie: Ohne neue Berufsprofile und KI wird’s kaum gehen

Der Fachkräftemangel in der Psychiatrie verlangt einen massiven Umbau der Versorgung. Aber wie? Ein realistisches Zukunftsszenario.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.