«Mehr staatliche Lenkung und letztlich mehr Planwirtschaft»

Die Basler Privatspitäler finden: Rund zwei Drittel der vermuteten Überversorgungen seien den öffentlichen Spitälern zuzurechnen.

, 1. Juni 2021 um 08:25
image
Die Privatspitäler-Verbände der Kantone Basel-Stadt und Basel-Land äussern sich kritisch zu den Entscheidungen der Gesundheitsdirektoren. Vergangene Woche gaben die beiden Kantone gleichlautende Spitallisten bekannt. Gleichzeitig teilten die Regierungsräte Lukas Engelberger und Thomas Weber mit, dass Basel-Stadt und Basel-Land mit Mengenvorgaben in Spitälern experimentieren wollen, wie Medinside berichtet hat. 

«Wenn du nicht überzeugen kannst, verwirre»

Die Basler Privatspitäler kritisieren zum Beispiel das «äusserst komplizierte Planungsmodell». Ein Beispiel dafür seien die Erklärungen im Bericht zum «effizienzgewichteten Patienten- und Systemnutzen» – kurz: «ePus». Die Kliniken beurteilen diese Ausführungen im Sinne eines Zitates des früheren US-Präsidenten Harry S. Truman: «If you can’t convince them, confuse them»: «Wenn du nicht überzeugen kannst, verwirre».
Zudem fällt den Privatspitälern zufolge rund die Hälfte der vermuteten Überversorgung in das Basispaket Chirurgie und Innere Medizin. Und dieses werde primär vom Universitätsspital Basel (USB) und vom Kantonsspital Baselland (KSBL) angeboten. Aus Logik der privaten Anbieter seien damit rund zwei Drittel der geschätzten «angebotsinduzierten» unerklärlichen Fälle den öffentlichen Spitälern zuzurechnen, so die Privatspitäler.

Einmal mehr: ungleiche Machtverhältnisse

Die beiden Verbände kritisieren bei dieser Gelegenheit zudem einmal mehr die Ungleichbehandlung zwischen öffentlichen und privaten Spitälern. Aber auch die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Regulator und Eigner. «Gewinner sind die grossen öffentlichen Spitäler, Verlierer sind die privaten Spitäler.»
Die Privatkliniken schreiben in diesem Zusammenhang von einem «schrittweisen Aushungern der Privatspitäler», «Abrücken von einer wettbewerblich gewünschten Situation in Richtung mehr staatliche Eingriffe, mehr staatliche Lenkung und letztlich mehr Planwirtschaft» und einer «zunehmend öffentlich dominierten stationären Gesundheitsversorgung.»

Spitäler planen Rekurs

Die privaten Häuser beider Basel setzen beim Vorgehen bei der Angebotsreduktion die regierungsrätlich kommunizierte «Partnerschaftlichkeit» schliesslich ganz in Frage. Aus der Sicht der Privatspitäler handelt es sich dabei um eine «hoheitliche Verfügung». Einzelne Kliniken planen nun sogar einen Rekurs, wie die Verbände weiter mitteilen. Andere prüfen noch, ob sie allenfalls gegen gewisse Themen vorgehen möchten.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.