«Lieber Ignazio…»

Nun müssen gar Arztkollegen von Ignazio Cassis den Bundesrat daran erinnern, dass Geld aus der Tabakindustrie den ethischen Grundprinzipien der Gesundheitswissenschaften widerspreche.

, 24. Juli 2019 um 13:55
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Der offene Brief beginnt mit «Lieber Ignazio» und stammt von Arztkollegen des FDP-Bundesrats. Die beiden Ärzte Nino Künzli und Milo Puhan erinnern Ignazio Cassis an ein ethisches Grundprinzip der Gesundheitswissenschaften, welches lautet: Von der Tabakindustrie nimmt man kein Geld an.

«Wir werden alles unternehmen, dies zu verhindern»

Nino Künzli ist Direktor und Milo Puhan Stiftungsratspräsident der Swiss School of Public Health (SSPH), einer interuniversitären Fakultät der Schweizer Gesundheitswissenschafter. Die Mediziner dieser Stiftung lehnen es ausdrücklich ab, dass der Tabakkonzern Philip Morris den Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Dubai mitfinanziert. «Wir werden alles unternehmen, dies zu verhindern», künden die Ärzte an.
Obwohl die SSPH-Chefs schreiben, dass sie mit ihren Ausführungen «Wasser in den Rhein» trügen, machen sie Kollega Cassis unmissverständlich darauf aufmerksam, wie er sich als Mediziner und einstiger Präsident von Public Health zu verhalten habe: Er soll die «skandalöse Vereinbarung» mit dem Tabakkonzern widerrufen.

Schweiz ist bei Tabakgesetzgebung rückständig

«Es kann nicht sein, dass die Schweiz die Expo 2020 zum Anlass nimmt, ihre Rückständigkeit in der Tabakgesetzgebung zu feiern.» Und sie erinnern Cassis auch daran, dass die Tabakindustrie «die Öffentlichkeit jahrzehntelang hintergangen hat, Lügen verbreitet zu den Auswirkungen des Rauchens und Passivrauchens, und mit grossen Investitionen die Bevölkerung glauben gemacht hat, dass sich die Wissenschaft zu diesen Fragen uneinig sei.»
Ausserdem weist die SSPH auch darauf hin, dass die neuste Strategie der Tabakfirma, die Nikotinsucht mit neuen rauchfreien Produkten zu vermarkten, aus Gesundheitswissenschaftskreisen bereits massiv kritisiert werde.
Würde sich die Schweiz ihren Pavillon von der Tabakindustrie sponsern lassen, wäre das auch inakzeptabel für die mehr als 65 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, welche Nichtraucher sind, befürchtet die SSPH. Der Brief an den Bundesrat endet so klar, wie er beginnt: «Wir wünschen viel Erfolg in dieser Mission».
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