«Lebensrettende» Weltpremiere in Zürich

Eine Erfindung mit Beteiligung des Zürcher Unispitals dürfte künftig vielen Menschen mit schweren Lebererkrankungen und Krebs das Leben retten.

, 14. Januar 2020 um 09:00
image
Ein multidisziplinäres Forscherteam am Forschungsplatz Zürich hat eine Maschine entwickelt, die eine Leber ausserhalb des Körpers während einer Woche am Leben erhalten kann.
Dies ist eine weltweite Premiere, wie das an der Erfindung beteiligte Unispital Zürich (USZ) mitteilt. Bis anhin konnten Lebern nur für maximal 24 Stunden ausserhalb des Körpers aufbewahrt werden. Die Forscher haben ihre Resultate soeben im bekannten Wissenschaftsmagazin «Nature Biotechnology» publiziert.
image
Die Perfusionsmaschine in Betrieb. Die Leber wird im weissen Behälter links oben angeschlossen. (USZ)
Eshmuminov D., Becker D., Bautista Borrego L., Hefti M., Schuler MJ, Hagedorn C., Muller X., Mueller M., Onder C., Graf R., Weber A., Dutkowski P., von Rohr PR, Clavien PA: «An integrated perfusion machine preserves injured human livers for one week», in: «Nature Biotechnology», January 2020.

Spenderlebern regenerieren

Die neu entwickelte Perfusionsmaschine ermöglicht eine Behandlung der Leber vor der Transplantation. Sie dürfte laut dem Unispital künftig vielen Menschen mit schweren Lebererkrankungen und Krebs das Leben retten. 
«Der Erfolg unseres Perfusionssystems eröffnet viele neue Möglichkeiten, Spenderlebern ausserhalb des Körpers zu überprüfen und zu behandeln und so den Patienten mit schweren Leberkrankheiten zu helfen», sagt Pierre-Alain Clavien gemäss der Mitteilung. Er ist Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am USZ und Co-Leiter des Projekts.
Die neu erreichte Überlebensdauer von sieben Tagen ermögliche zum Beispiel auch Leberregeneration oder auch onkologische Therapien, heisst es. So werde es möglich, mangelhafte Spenderlebern zu retten und zu transplantieren.
image
Links eine nicht perfundierte Leber, rechts eine mit der neuen Maschine behandelte Leber. (USZ)

Maschine lässt sich ferngesteuert betreiben

Die Maschine imitiert den menschlichen Körper möglichst genau, um den Spenderlebern perfekte Bedingungen zu bieten. Eine Pumpe dient als Herzersatz, ein Oxygenator ersetzt die Lungen und eine Dialyseeinheit die Nieren.
Daneben übernehmen zahlreiche Hormon- und Nährstoffinfusionen die Funktionen des Darms und der Bauchspeicheldrüse. Wie das Zwerchfell im menschlichen Körper bewegt die Maschine zudem die Leber im Takt der menschlichen Atmung. Die ausgeklügelte Technologie lässt sich bei Bedarf ferngesteuert betreiben.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Forscher benennen Wirkstoff nach Hollywood-Schauspieler

«Keanumycine» gilt als neues Mittel gegen Pilzkrankheiten. Es soll laut den Entdeckern eine ebenso «tödliche Wirkung» wie Keanu Reeves in seinen Action-Filmen haben.

image

Lässt sich der Blutzuckerspiegel bald mit einer Smartwach messen?

Schweizer Forschende haben eine Methode entwickelt, bei der sich mittels maschinellen Lernens und Smartwatch-Daten Unterzuckerungen erkennen lassen.

image

So viele Abfindungen zahlt das Unispital Zürich jährlich

Angestellte des Zürcher Universitätsspitals erhalten je nachdem Abfindungen von bis zu neun Monatslöhnen.

image

Woran orthopädische Chirurgen leiden

Probleme an Händen, Hörschaden oder Krebs. Die Bandbreite der berufsbedingten Beschwerden bei Orthopäden ist gross, wie eine Umfrage aus den USA zeigt.

image

Pierre-Alain Clavien wechselt zu einer Privatklinik

Der ehemalige Leiter der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am Zürcher Unispital hat einen neuen Job: Er arbeitet jetzt in der Privatklinik Bethanien, die zum Swiss Medical Network (SMN) gehört.

image

Spital Schwyz: Neuer Chefarzt kommt vom Unispital

Lukas Bircher wird neuer Chefarzt der Anästhesie im Spital Schwyz.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.