Krankenkassenprämien: Wirkt der Tarmed-Eingriff? Oder doch nicht?

So kommentieren Santésuisse, Curafutura, die FMH und der Konsumentenschutz die Prämien-Entwicklung 2018.

, 28. September 2017 um 11:10
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Santésuisse sieht sich bestätigt

Der Bundesrat habe die Bedenken der Krankenversicherer ernst genommen «und verzichtet darauf, die Prämien künstlich tief zu halten»: Das liest der grosse Kassenverband aus der heute kommunizierten Prämiensteigerungen fürs kommende Jahr. Das massvolle Vorgehen verhindere negative Auswirkungen in den Folgejahren, da Lücken sonst aus den Reserven oder mit Prämienerhöhungen hätten geschlossen werden müssen.

Curafutura: Es steht und fällt mit dem Tarmed-Erfolg

Der heute mitgeteilte Prämieneinstieg sei etwas gedämpft – weil man den Tarifeingriff halt doch schon teilweise einbezogen habe, meint indessen der andere Kassenverband. Ob der Tarifeingriff die erhoffte Wirkung erzielt, sei dennoch offen, so Curafutura. Für eine abschliessende Beurteilung fehlten die Grundlagen: «Eine rechtsgültige Verordnung liegt noch nicht vor. Darum harren wichtige, für eine wirksame und praktikable Umsetzung notwendige Anwendungsdetails nach wie vor der Konkretisierung.» Es sei wünschbar, dass das BAG in den nächsten Wochen hier Klarheit schafft.

FMH: Jetzt einheitliche Finanzierung!

Der Anstieg der Prämien 2018 erklärt sich vor allem durch Demographie, medizinischen Fortschritt und das Finanzierungssystem: Dies meint der Ärzte-Dachverband FMH. Drängend sei insbesondere die Einführung einer einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen. Nur so könne der ambulante Bereich als kostendämpfende Versorgungsform gefördert werden, ohne damit Prämiensteigerungen auszulösen. Eine einheitliche Finanzierung berge ein Sparpotenzial von rund einer Milliarde Franken pro Jahr – ohne Rationierung und Qualitätsverlust.
Aber stattdessen hemme die Politik die ambulante Versorgung: durch den Tarifeingriff, die Zulassungssteuerung oder die Einschränkung ambulanter Leistungen per Globalbudget.

Stiftung für Konsumentenschutz: BAG muss aktiver werden

Der Kommentar der SKS ist ein grosser Vorwurf ans Bundesamt für Gesundheit. Es hätte diverse Hebel gegen den stetigen Prämienwuchs in der Hand – etwa indem es die Medikamentenpreise jährlich statt dreijährlich überprüft; oder indem es das ganze Sparpotential bei den medizinischen Hilfsmittel aggressiver auszunützen versuchte. Auch fordert die SKS, dass die Krankenkassen die Arztrechnungen systematisch kontrollieren – und dass die Arzt- und Spitalrechnungen laiengerecht den Patienten zugesandt werden. 
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