Kinderspitäler in Schieflage

Das Defizit der grossen Kinderkliniken steigt rasant an. Schuld daran sei nicht zuletzt der Tarifeingriff des Bundes, sagen die Spitäler.

, 5. August 2019 um 10:54
image
Ziel des Tarifeingriffs von Bundesrat Alain Berset bei den ambulanten Tarifen war eine Kostensenkung. Doch offenbar zeitigt der Tarifeingriff auch negative Folgen bei den Kinderkliniken. So zumindest die Sicht der Kinderspitäler selbst. 
Wie der «Sonntagsblick» berichtet, arbeiteten die Kinderkliniken 2018 noch defizitärer als zuvor. Im Schnitt stieg das Defizit in den Kinderkliniken im Vergleich mit 2017 - als der Tarifeingriff noch nicht in Kraft war - um 10 Prozent an. In den selbständigen Kinderspitälern in Zürich, Basel und St. Gallen gar um 25 Prozent. In den sechs grossen Kinderspitälern summierte sich so 2018 ein Gesamtdefizit von 60 Millionen Franken. 
Das liegt auch daran, dass der Tarmed, welcher auch im Kinderbereich zur Anwendung kommt, nicht speziell auf die Kindermedizin ausgerichtet ist. Im SoBli-Artikel sagt Agnes Genewein (51), die Geschäftsführerin der Allianz der Schweizer Kinderspitäler, dass die Kindermedizin viel aufwendiger und zeitintensiver sei als die Erwachsenenmedizin.

BAG winkt ab

Die Kinderspitäler drängen deshalb auf eine rasche Tarifanpassung. Beim Bundesamt für Gesundheit sieht man derweil gemäss dem SoBlli keinen akuten Handlungsbedarf. Dies mit Verweis auf die laufende Revision der ambulanten Tarifstruktur. Der Tarmed könnte vom Tardoc abgelöst werden. Doch ob und wie diese von der FMH und dem Krankenkassenverband Curafutura vorgeschlagene Tarifstruktur tatsächlich in Kraft treten wird und kann, ist derzeit noch völlig offen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.