Jetzt offiziell: Insel Gruppe erhält neue Konzernleitung

Mit einer neuen, schmalen Konzernleitung will der Verwaltungsrat die Medizin sowie Forschung und Lehre stärken. Die Support-Funktionen werden in einen eigenen Bereich ausgelagert.

, 19. Mai 2017 um 18:47
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Die Geschäftsleitung der Insel Gruppe besteht derzeit aus acht Personen, an der Spitze CEO Holger Baumann. Darunter gibt es je eine Division Inselspital, Stadtspital Tiefenau und Landspitäler. Nun soll die Spitze nicht mehr primär nach Organisationeinheiten strukturiert sein, sondern nach Fachgebieten. So hat es der Verwaltungsrat des grössten Schweizer Spitalkonzerns im April beschlossen; der Umbau soll ab Juli greifen.
Was heisst das? Zuoberst steht künftig eine Konzernleitung, die «integrative und gruppenstrategische Aufgaben übernehmen wird», so die am Freitagabend versandte Mitteilung. Dieses Gremium soll sich stark auf Medizin sowie Forschung und Lehre konzentrieren – mit der Folge, dass eben das medizinische Kerngeschäft gestärkt werden soll.

Bereich: Facility Management, Hotellerie, Beteiligungen

Ein klares Organigramm ist noch nicht ersichtlich. Die bisherigen Geschäftsleitungen des Stadtspitals, der Landspitäler und des Inselspitals (also der aktuellen Divisionen unterhalb der GL-Stufe) sollen «die operative Führung des medizinischen Kerngeschäftes übernehmen», steht im Communiqué weiter.
Die Unterstützungsfunktionen wiederum werden in einem eigenen Bereich zusammengefasst – also Immobilien, Gebäudeunterhalt, Hotellerie und Beteiligungen.
In der Geschäftsleitung der Spitäler seien die Ärzteschaft wie auch sämtliche Pflegeberufe weiterhin vertreten, schreibt die Insel-Leitung weiter.
Damit greift sie Befürchtungen auf, die insbesondere beim Pflegepersonal und bei den medizinisch-technischen Fachleuten kursieren: die Sorge nämlich, man werde abgewertet. Denn bislang sind diese Funktionen durch eine eigene Direktion Pflege/MTT in der obersten operativen Führung vertreten, geleitet von Ulrich von Allmen, 61. In der neuen Konzernleitung sind sie offenbar nicht mehr vorgesehen, jedenfalls nicht mit eigenem Vertreter. 

  • Zum Thema: «Insel Gruppe: Widerstand gegen Reorganisation weitet sich aus»

Der Verwaltungsrat nehme die Bedenken Ernst, so die Mitteilung: «Die Direktion Pflege/MTT wird weiter bestehen» – bloss werde sie auf Stufe Konzern eben dem interdisziplinären Kernbereich Medizin angehören, welcher dem Ärztlichen Direktor untersteht. Zugleich wird die Pflege/MTT in der Geschäftsleitung des Inselspitals und in den Divisionsleitungen Stadtspital und Landspitäler vertreten sein. 
Klar ist, dass Urs P. Mosimann die Funktion des Ärztlichen Direktors (beziehungsweise CMO) in der Konzernleitung übernehmen wird. Zugleich wird Martin Fiedler Ärztlicher Direktor des Inselspitals. Diese Arbeitsteilung war bereits im Oktober 2016 beschlossen worden — im Rahmen der Nachfolgeregelung für Andreas Tobler, der im August emeritiert wird. 
Die Funktion Forschung & Entwicklung sowie Lehre wird Matthias Gugger unterstehen, der in der aktuellen GL bereits als Direktor Lehre und Forschung fungiert. 
Warum dieser Schritt? Die Begründung
Eine Neuorganisation sei aus mehreren Gründen notwendig, so die Erklärung zum Paket: Derzeit seien die Entscheidungswege zu lang, auch sei die Geschäftsleitung zu sehr mit operativen Fragen beschäftigt. Auch werde man so den Ansprüchen der einzelnen Spitäler nicht mehr gerecht.
«Der Verwaltungsrat sieht die Reorganisation der Insel Gruppe als wichtiges strategisches Projekt», heisst es weiter. «Er hat die designierte Konzernleitung beauftragt, in Teilprojekten mit der Reorganisation zu beginnen». Im Hintergrund steht, dass viele entscheidende Funktionen noch gar nicht besetzt beziehungsweise bestimmt sind.
«Der Bereich Medizin wird vom Patienten als Ganzes gesehen und dem müssen wir entsprechen», sagt Holger Baumann. «In der neuen Organisation werden Ärzteschaft und Pflege zu Gunsten des Patienten noch enger zusammenarbeiten. Die Interprofessionalität wird dadurch weiter gestärkt. Damit können die Erfahrungen der Pflegenden einfliessen und Synergien genutzt werden.»
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