Insel Gruppe: 10'500 neue Arbeitsverträge

Noch wenige Tage, dann ist die Fusion der Berner Spitäler zur grössten Krankenhaus-Gruppe der Schweiz vollzogen. Für die Beteiligten heisst das: Weniger Grenzen, mehr Erleichterung, so Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer

, 28. Dezember 2015 um 09:28
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Am 1. Januar ist es soweit: In Bern entsteht die Insel-Gruppe, aus dem Zusammenschluss von Spital Netz Bern und Inselspital entsteht das grösste Krankenhaus-Unternehmen der Schweiz – und auch das erste, welches von der Universitätsklinik bis zum Landspital alle Stufen umfasst.
In einem Interview mit der «Berner Zeitung» schildert Joseph Rohrer, der Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe, dies zuerst mal als grosse Erleichterung: Wenn bisher Angestellte des einen Berner Spitals in einem anderen wirken wollten, brauchte es komplizierte Personalleih-Verträge. Weiteres Beispiel: Bislang war ein neues Eintrittsgespräch nötig, wenn ein Patient während einer Behandlung einmal ins Inselspital musste. «Das fällt nun weg.» 
Ab Januar, so Rohrer, «gibt es keine Grenzen mehr, weder bei der Informatik noch beim Datenschutz noch beim Personal.» Im Juni hätten alle 10'500 Angestellten neue, einheitliche Arbeitsverträge erhalten: «Und alle – wirklich alle – haben sie unterschrieben. Das ist sensationell.»


Allerdings verloren insbesondere die Spital-Netz-Häuser in der Stadt Bern reihenweise Kaderärzte. Die BZ erinnert denn auch daran, dass unlängst wieder bekannt wurde, dass Daniel Inderbitzin als Chefarzt Chirurgie nach Solothurn wechselt.

«Alle Stellen wieder besetzt»

Dieser Wechsel sei bedauerlich, so Insel-Präsident Rohrer, habe aber nichts mit der Fusion zu tun. «Über die genauen Gründe der anderen Abgänge, die es in den letzten Monaten und Jahren gegeben hat, mag ich nicht mehr spekulieren. Ich verhehle nicht, dass einige wenige Abgänge schmerzhaft waren, aber wir haben alle Stellen kompetent und schnell wieder besetzt. Alle Fachgebiete funktionieren einwandfrei.»
Ein weiteres Thema ist die Gewinnsituation der Insel-Spitäler. Laut Rohrer schreiben alle Häuser schwarze Zahlen: «Mit Ausnahme natürlich des Stadtspitals Ziegler, das wir im Herbst wegen der unerwarteten Abgänge der Orthopäden ein Jahr früher schliessen mussten als geplant.» Hier musste man einen Verlust hinnehmen, um nicht noch grössere Einbussen zu riskieren. Die drei Landspitäler (Aarberg, Münsingen, Riggisberg) schrieben jedoch Gewinne, und «im Tiefenauspital zeichnet sich eine schwarze Null ab.»

Service Public gleich Geburtshilfe plus Kinderklinik?

Im Interview mit der «Berner Zeitung» wünscht sich Insel-Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer auch eine neue, vertiefte Debatte über den Service Public im Spitalwesen. Dabei benennt er ein konkretes Themenfeld: die Pädiatrie.
In der Kinderklinik verzeichnet das Inselspital steigende Fallzahlen und schreibt trotzdem seit Jahren Millionen-Defizite. Auch andere Kinderkliniken sind unrentabel – denn Kindermedizin ist grundsätzlich unrentabel. 
Deshalb, so Rohrer, interessiere sich auch niemand dafür – «vor allem keine Privatspitäler». 
Auf der anderen Seite engagieren sich alle Häuser in der (rentablen) Geburtshilfe, und die Privatspitäler verdienen hier gutes Geld. Rohrer: «Sobald aber ein krankes Kind zur Welt kommt, verlegen sie dieses in die Kinderklinik.»
Das Fazit des Insel-Verwaltungsratspräsidenten: «Ich finde, alle Spitäler mit Geburtenabteilungen müssten einen Beitrag an die ungedeckten Kosten unserer Kinderklinik beisteuern.»
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