Impfungen in Berner Apotheken künftig ohne Rezept

Auch im Kanton Bern dürfen Apotheker künftig ohne ärztliche Verschreibung gewisse Impfungen vornehmen. Dies hat der Grosse Rat entschieden.

, 15. September 2015 um 06:47
image
  • apotheken
  • politik
  • kanton bern
Mit 130 zu 4 Stimmen hat der Grosse Rat des Kantons Bern eine entsprechende Motion von Mathias Müller (SVP) und Nathan Güntensperger (GLP) angenommen. In den Kantonen Zürich und Freiburg können Apotheker bereits ohne Rezept Impfungen gegen Grippe und die von Zecken übertragende Frühsommer-Meningo-Enzephalitis vornehmen. Voraussetzung ist, dass sie über eine entsprechende Aus- oder Weiterbildung verfügen.

Zustimmung von links und rechts

Wenn Apotheker impfen dürften, lasse sich die Durchimpfungsrate steigern, warb Motionär Müller für sein Anliegen. Zugleich würden die Hausärzte entlastet. Ausserdem sei die Neuerung ein konkreter Beitrag gegen die Kostenexplosion im Gesundheitswesen, ergänzte Güntensperger. Der Regierungsrat hatte nichts gegen den Vorstoss einzuwenden. Zustimmung kam auch von SP, Grünen, GLP, SVP und BDP. Das Anliegen sei im Sinn der freien Marktwirtschaft, fand etwa Moritz Müller (SVP).

Sind Apotheker der Herausforderung gewachsen?

Skepsis äusserte die EDU. Daniel Beutler machte darauf aufmerksam, dass bei Impfungen allergische Reaktionen auftreten können. Er bezweifle, «dass ein Apotheker nach einem fünftägigen Reanimationskürsli dieser Herausforderung gewachsen ist». Sprecher von EDU, BDP und ein EVP empfahlen, den Vorstoss nur in der unverbindlichen Form des Postulats zu überweisen. Zunächst seien Erfahrungen zu sammeln und offene Fragen zu klären, sagte Melanie Beutler-Hohenberger (EVP). Die Zustimmung zur Motion fiel aber schliesslich deutlich aus.
Das Impfen in der Apotheke dürfte bald auch im Kanton Graubünden Realität werden. Der Grosse Rat will die entsprechende Verordnung anpassen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Es fehlt der Wille, veraltete Leistungen konsequent zu streichen»

Ist der Leistungskatalog der Krankenkassen zu locker? Der Nationalrat findet nicht. Er lehnte eine Motion gegen unwirksame Behandlungen ab.

image

Physiotherapeuten und Ärzte möchten am ehesten im Beruf bleiben

Derweil denken Pflegefachpersonen und Apotheker am häufigsten über einen Ausstieg nach.

image

Efas verteuert Prämien – und das weckt Widerstand

Mit dem neuen Finanzierungsmodell dürften die Krankenkassenprämien in 16 Kantonen steigen.

image

Baselland: Volk stimmt klar für Ärztestopp

Fast zwei Drittel der Stimmberechtigten befürworten eine Obergrenze für gewisse (Spezial-)Arztdisziplinen.

image

Teure Vitamintests: Wissenschafter spricht von «Schmarren»

Vitamintests und -spritzen belasten die obligatorische Grundversicherung, obwohl ihre Wirksamkeit kaum belegt ist.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.