Hirslanden richtet sich neu aus

CEO Daniel Liedtke setzt stärker auf ambulante Operationszentren – und auf Angebote für Gesunde. Vorbei die Zeiten, wo es primär um die Übernahme neuer Kliniken ging.

, 24. Januar 2020 um 07:23
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Hirslanden wird defensiver beim Kauf von Kliniken: Dies deutet Konzernchef Daniel Liedtke in einem Interview mit der «Handelzeitung» an. «Wir richten uns neu aus, das stimmt». Die Zeiten seien vorbei, wo sich Hirslanden und Swiss Medical Network – die zweitgrösste private Klinkkette im Land – gegenseitig Kliniken vor der Nase wegschnappten.
«Es macht für uns nur Sinn, eine Klinik zu kaufen oder weiterzubetreiben, wenn sie im ambulant-stationären Versorgungsgefüge eine Rolle spielen kann», so CEO Liedtke. «Wenn das nicht der Fall ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wir schliessen eine Klinik oder wir verkaufen – wie wir das bei der Klinik Belair in Schaffhausen gemacht haben. Die gleiche Logik gilt auch, wenn es darum geht, den Kauf einer Klinik zu prüfen.»

«Die Ambulantisierung ist eine gute Sache»

Klar sei: «Die Ambulantisierung ist eine gute Sache und als Gesundheitskonzern ist es unsere Pflicht, diese voranzutreiben.» Dies wiederum werde zwangsläufig zum Abbau von Betten und zu Spitalschliessungen führen.
Mehr Chancen sichtet der Hirslanden-Chef insbesondere in ambulanten Operationszentren, während er Praxiszentren mit Grundversorgung eher bei Partnern verorten möchte: «Das ist unsere Zukunft. Deshalb verkaufen wir unsere Praxiszentren in Schaffhausen, Bern und Düdingen ja auch an Medbase.»
Die Kooperation mit der Migros-Gesundheitstochter war Mitte Januar angekündigt worden. Künftig werden Spezialisten von Hirslanden – ob Ärzte oder Belegärzte – in den Medbase-Praxen vor Ort sein. «Als Patient bekommen Sie alles aus einer Hand und darüber hinaus entfallen Doppeluntersuchungen», so Daniel Liedtke im HZ-Interview.

«Begleitung entlang des Lebensweges»

Weiter werde die Klinikgruppe auch versuchen, neue Umsatzkanäle für Gesunde zu erschliessen: «Unser Konzept ist die medizinische Begleitung entlang des Lebensweges eines Menschen. Das impliziert neben der medizinischen Behandlung und der Nachsorge auch die Prävention für gesunde Menschen. Wir sind überzeugt, dass sich hier neue Geschäftsfelder auftun werden.»
Zum Beispiel werde die genetische Beratung gesunder und kranker Menschen ein Thema: «Wir wollen hier eine Rolle spielen.»
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