Helsanas Negativliste zeigt Wirkung

Die vom Triemli verlangten Tarife für die halbprivate und private Abteilung waren für Helsana zu hoch. Nun hat das Zürcher Stadtspital eingelenkt.

, 11. Januar 2021 um 13:00
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Die Spitalkostenzusatzversicherungen privat und halbprivat versprechen eine freie Spitalwahl. Das Versprechen hält aber mit der Realität nicht immer stand. Wo sich Spital und Krankenkasse nicht einigen können, werden letztere unter Umständen die freie Spitalwahl einschränken und das betreffende Spital auf die schwarze Liste setzen, euphemistisch Negativliste genannt.
Die Negativliste zeigt jedoch nur Wirkung, wenn sie auf der Website nicht irgendwo im Kleingedruckten zu suchen ist. Dennoch ist aufgefallen, dass Markführer Helsana neu das schweizweit bekannte Zürcher Stadtspital Triemli auf ihre Negativliste setzte.
«In der Tat sind wir mit den vom Triemli verlangten Tarifen für die halbprivate und private Abteilung nicht einverstanden», hiess es bei Helsana auf Anfrage. Das war am Mittwoch, 6. Januar 2020. «Die Tarifforderungen für die Zusatzversicherung müssen in einem für uns annehmbaren Verhältnis zur erwarteten angebotenen Mehrleistung stehen.»
Tags darauf dann die Bestätigung vom Triemli: «Die Verhandlungen für die Patientinnen und Patienten mit dem neuen Helsana-Versicherungsprodukt sind noch nicht abgeschlossen. Wir sind zuversichtlich, in Kürze eine Einigung zu erzielen.»
Und nochmals einen Tag später liess das Triemli den Krankenversicherer wissen, dass man einlenken werde. Die Negativliste (und vielleicht auch die Anfrage von Medinside) zeigte Wirkung.

Ostschweizer wollen Zürcher Preise

Wie Branchenvertreter bestätigen, sind die Zürcher Spitäler generell überteuert. Der Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) verhandelt für die kleineren öffentlichen Spitäler. Das Triemli verhandelt selber. In den Verhandlungen pflegen Ostschweizer Spitäler zu sagen: «Wir wollen auch Zürcher Preise».
Am teuersten ist aber Hirslanden. «Gegen Hirslanden tun sich alle Versicherer schwer, da sie knallhart ihre Marktmacht ausspielen», weiss ein Gewährsmann. Konsequenterweise gehörte Hirslanden am ehesten auf die Negativliste. «Es traut sich leider keiner, Hirslanden die Unterschrift zu verweigern, wenn er nicht gezwungen wird.» (siehe dazu «Hirslanden ist am teuersten» vom 7. Dezember 2021).

Die Finma macht Druck

Gezwungen werden könnten die Versicherer allenfalls von der Finanzmarktaufsicht (Finma), die ganz offensichtlich die Schrauben angezogen hat. Bis Juli 2021 müssen die Prämien der Finma eingereicht sein. «Ich gehe davon aus, dass etliche Versicherer gezwungen sein werden, überhöhte Verträge zu kündigen», so der Gewährsmann weiter. Meistens sind die Tarifverträge mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten auf Ende Jahr kündbar.
So hat also Helsana am Montag, 11. Januar, das Triemli von der Negativliste entfernt. Immer noch auf der schwarzen Liste befinden sich die Klinik Seeschau, die Venenklinik Bellevue, beide Kreuzlingen, die Clinica Santa Chiara in Locarno, die Psychiatrischen Kliniken Basel, das Psychiatriezentrum Münsingen sowie die Uniklinik Balgrist für die Rehabilitation.
Die meisten anderen Krankenversicherer führen übrigens keine Negativliste à la Helsana. Sie führen eine Positivliste, also eine Liste mit all den Vertragsspitälern. Da merkt aber kaum einer etwas, wenn nun ein Spital von der Liste entfernt wird. Die Wirkung verpufft. Transparenz geht anders.
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