Gesundheitspersonal stellt auf Kriegsmodus um

Ärzte müssen ihre HIV- und Tuberkulose-Behandlungen in der Ukraine vorübergehend einstellen. Der russische Pflegeverband kritisiert die Regierung.

, 2. März 2022 um 13:00
image
«Wir mussten die schmerzliche Entscheidung treffen, unsere bisherigen Aktivitäten im Land erst einmal einzustellen: Dies betrifft unsere HIV-Behandlungen in Sjewjerodonezk, die Tuberkulose-Behandlungen in Schytomyr und die medizinische Versorgung in Donezk.» Das sagte Stephen Cornish, Generaldirektor der Ärzte ohne Grenzen Schweiz, in einer Videobotschaft.

Telemedizin-Training für Chirurgen

Die Ärzte und Ärztinnen werden für andere Einsätze gebraucht. Die Notfall-Teams sind an der polnisch-ukrainischen Grenze eingetroffen. Dort sind unzählige Menschen zu Fuss, in Autos und Bussen auf der Flucht.
Die Ärzte ohne Grenzen versuchen derzeit, Soforthilfe auf beiden Seiten der Grenze sicherzustellen. Ausserdem haben sie für 30 Chirurgen aus der Ostukraine ein Telemedizin-Training zur Versorgung von Verletzten organisiert.

Unparteiisch bleiben

Auch in Polen, Moldawien, Ungarn, Rumänien und in der Slowakei prüfen derzeit Ärzte-Teams die Lage. Sie halten sich auch in Russland und Belarus bereit, um bei Bedarf Hilfe zu leisten. In Polen unterstützen die Ärzte ein Empfangszentrum.
Doch vieles ist noch unsicher: «In den nächsten Tag wird sich zeigen, wie humanitäre Hilfe auf sichere und unparteiische Weise möglich sein wird», sagte Stephan Cornish.

Lob für russischen Pflegeverband

Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK sorgt sich um das Gesundheitspersonal im Krisengebiet. Er hat einen Unterstützungs-Brief an die Pflegeverbände der Ukraine und deren Nachbarländer geschickt.
«Besonderen Respekt verdient der russische Pflegeverband», teilt der SBK mit. «Dessen Präsidentin hat den Krieg in deutlichen Worten verurteilt, indem sie darauf aufmerksam macht, dass jeder bewaffnete Konflikte im Widerspruch zur Hauptaufgabe der Pflege steht, deren Kern es ist, Menschen und die Gesundheit zu schützen.»

Deutsche Ärzte bereiten sich vor

Nach Einschätzung des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands (SpiFa) wird der Krieg in der Ukraine auch Auswirkungen für das Gesundheitswesen in Deutschland haben. «Es wird viele Menschen geben, die medizinische Versorgung benötigen. Das wird die Ukraine alleine nicht leisten können. Und darauf müssen wir uns vorbereiten», sagte der SpiFA-Präsident Dirk Heinrich laut der deutschen Ärztezeitung.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Alessia Schrepfer

Wartet nicht einfach, bis die Politik tätig wird

Es braucht mehr unternehmerisches Denken im Gesundheitswesen – und erst recht im Pflegeberuf.

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image

Studie: Wo das Pflegepersonal unzufrieden ist, sterben mehr Patienten

Erstmals wurden Zusammenhänge zwischen den Kündigungsabsichten in der Pflege und der Mortalität im Spital erforscht.

image

Pflegefachfrau als «Jungunternehmerin des Jahres» gewürdigt

Alessia Schrepfer wurde für die Gründung von WeNurse mit dem Women Award des Swiss Economic Forum ausgezeichnet.

image

4-Tage-Woche in der Pflege: Ernüchterndes Ergebnis

Ein deutsches Spital führte neue Arbeitszeit-Angebote ein. Nach der Anfangseuphorie kam der Alltag.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.