Forscher prognostizierten den Coronavirus-Ausbruch bereits vor Monaten

Wissenschaftler sahen den jüngsten Krankheitsausbruch durch das Coronavirus in China voraus - genau vor einem Jahr.

, 3. März 2020 um 08:13
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Es gibt immer diejenige, die von vornherein alles besser gewusst haben wollen. Auch in der Wissenschaft. Doch eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2019 liest sich wie ein Drehbuch für den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 in China. Yi Fan, Kai Zhao, Zheng Li Shi und Peng Zhou warnen in einem Artikel, veröffentlicht vor genau einem Jahr, vor dem möglichen Auftauchen eines neuen Fledermaus-Coronavirus.
Es ist den Forschern zufolge «höchst wahrscheinlich», dass der Erreger von Fledermäusen ausgehen wird, steht in ihrem Beitrag im Fachmagazin «Viruses». Und die Wahrscheinlichkeit steige, dass dies in China geschehe. Deshalb sei die Untersuchung von Fledermaus-Coronaviren ein «dringendes Thema» für die Erkennung von Frühwarnsignalen, um die Auswirkungen zu minimieren.

Esskultur fördert die Virusübertragung

Die Studie im Rahmen einer Special Issue häuft viel Wissen an, etwa über die virale Diversität, die geographische Verteilung, Viren-Hotspots in China oder liefert Vorhersage-Modelle mit artenübergreifendem Übertragungspotential. Die Herausforderung besteht laut den Forschern aus Wuhan aber darin, vorherzusagen, wann und wo der Ausbruch seinen Ursprung haben könnte.
In China leben Fledermäuse nahe bei Menschen. Erreger können so leicht auf Menschen oder Tiere übertragen werden. Auch die chinesische Esskultur fördert den Wissenschaftlern zufolge die Virusübertragung: Im Reich der Mitte werden lebende Schlachttiere gegessen, weil diese nahrhafter sein sollen, so der Glaube.

Warnungen blieben ungehört

Als Ursprungsort des Ausbruchs von Sars-CoV-2 gilt ein Markt in Wuhan, auf dem exotische Tiere zum Verzehr verkauft wurden. Welche Tierart als Zwischenwirt zwischen Fledermaus und Mensch in Frage kommt, ist noch unklar. Doch eine Eindämmung von Wildtiermärkten in China ist ausgeblieben, trotz den Warnungen der Forscher des Instituts für Virologie vor einem Jahr.
Die Studie verweist zudem auf ähnliche Ausbrüche, wie das bekannte schwere akute Atemwegssyndrom (Sars 2003) oder das weniger bekannte Sade-Coronavirus (2017), das in China Schweine befallen hatte. Beide Krankheiten hatten ihren Ursprung in China und wurden durch Coronaviren verursacht, die von Fledermäusen stammen. 22 von 38 Virusarten wurden darüber hinaus von chinesischen Wissenschaftlern entdeckt, die Fledermäuse oder andere Kleintiere untersuchten.
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