Über 13’000 Pflegefachleute in Finnland haben sich schriftlich verpflichtet, am 19. November 2017 schlagartig zu kündigen. Das sind fast 50 Prozent der insgesamt 32’500 Pflegekräfte im Land.
Mit dieser von der Gewerkschaft «Tehy» lancierten Massnahme wollen die Pflegerinnen und Pfleger ihren Lohnforderungen Nachdruck verleihen, wie
aus einem Bericht auf «Spiegel Online» hervorgeht.
«Lange genug die lieben Mädchen»
Der Grund sind die tiefen Löhne. Das Gehalt für eine Pflegefachkraft mit 20 Jahren Erfahrung liegt zum Beispiel bei umgerechnet rund 1’500 Franken pro Monat – kein Einzelfall. Das kaufkraftbereinigte Bruttoinlandprodukt ist monatlich 3’400 Franken.
Weil es auch in Finnland an Pflegepersonal fehlt, hat kaum jemand Angst, die alte Stelle nach dem Tarifkonflikt nicht wiederzubekommen. «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Wir waren lange genug die lieben Mädchen», sagt eine 54-jährige Pflegefachfrau gegenüber
«Huvudstadsbladet».
Spitäler warnen vor Chaos
Die Spitalverwaltungen im ganzen Land warnen nun vor chaotischen Zuständen in finnischen Krankenhäusern.
Allein in der Hauptstadt Helsinki sollen laut Gewerkschaft 25 Prozent der Pflegekräfte die Kündigung angedroht haben. In anderen Landesteilen soll der Anteil noch höher liegen.
Präsident muss Wahlversprechen einlösen
Der frisch gewählte Ministerpräsidenten Matti Vanhanen hatte versprochen, die Löhne bei einem Wahlsieg um rund 600 Franken im Monat zu erhöhen. Nun fordert die Gewerkschaft die Einlösung dieses Versprechens.
Jetzt muss dem Bericht zufolge der Staat zwischen den Tarifparteien vermitteln, um die Massenkündigung zu verhindern. Erst am 5. November soll ein erstes Angebot vorliegen.