Es gibt auch Arbeitslose in der Pflege

Der Pflegemangel ist ernst! Dies die allgemeine Meinung. Die konkrete Lage ist differenzierter. Das Beispiel des Kantons Freiburg.

, 1. März 2017 um 10:32
image
  • pflege
  • freiburg
  • personalmangel
  • fachkräftemangel
Es ist nur ein kantonaler Detailblick, den wir der «Liberté» verdanken: Die Fribourger Zeitung stiess darauf, dass Ende Januar 36 Pflegefachleute HF und 20 Fachangestellte Gesundheit beim kantonalen Arbeitsamt in Freiburg als arbeitslos gemeldet waren. Diese Zahl ist doch relevant – oder sie steht zumindest in einem gewissen Widerspruch zum bekannten Bild des grossen Pflegemangels.
Was ist also los?, fragte sich «La Liberté», und machte sich an die Erkundigung. Eine erste Einsicht: Die grossen medizinischen Institutionen im Kanton haben insgesamt kein grösseres Problem, ihre Pflegestellen zu besetzen. Weder die kantonalen Gesundheitsdienste noch das Kantonsspital HFR noch das private Daler-Spital melden – insgesamt – arge Engpässe. 

Ein Fach-Problem

Sie bestätigen nur das (hier schon oft diskutierte) Bild, dass die Not primär eine Spezialisten-Not ist: Bei gewissen Fachkenntnissen, etwa in der Anästhesie- und OP-Pflege, gibt es echte Engpässe. Und hier meldet der Direktor des Daler-Spitals, dass das Personal zu 90 Prozent aus dem Ausland stammt.
Dies die eine Seite. Auf der anderen Seite erhielten im Kanton Freiburg im Herbst 100 junge Leute einen HF-Diplom im Pflegebereich und 88 Nachwuchs-Profis einen FaGe-Abschluss. Und nicht für alle steht in so kurzer Zeit eine Stelle im Kanton zur Verfügung. Es gibt also die Möglichkeit, in der Ferne zu suchen – oder aber eben eher zu überbrücken.

Die Ausländer retten die Lage

Dass fundamental ein Pflegemangel besteht, stellt auch die Freiburger Recherche nicht in Abrede. Denn klar wird dabei auch: Ohne ausländische Fachleute liesse sich das System nicht aufrecht erhalten.
Bei rund 30 bis 40 Prozent aller Neuanstellungen der letzten Jahre kamen die Pflegeprofis aus dem Ausland.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Pflegeinitiative: Ausbildungsbeiträge ja – aber…

In St. Gallen sollen die Pflegefachleute unter Umständen ihre Unterstützungsgelder wieder zurückzahlen. Und in der Zentralschweiz prüfen die Kantone eine Ausbildungspflicht für Notfall- und Intensivpflege.

image

Pflegepersonal: Protest gegen Rekrutierung aus armen Ländern

Mehrere Organisationen lancieren einen Aufruf: Die Schweiz verletze immer noch den WHO-Kodex für die Anwerbung von Gesundheitsfachleuten, so die Kritik.

image

Kantonsspital St.Gallen sucht neues GL-Mitglied

Barbara Giger-Hauser tritt per sofort als Leiterin des Departements Pflege und therapeutische Dienste zurück.

image

BFS-Statistik: Private Spitex-Anbieter boomen

Die Pflegeleistungen der 'Privaten' kosten 37 Prozent weniger als bei öffentlichen Anbietern. Allerdings verrechnen sie 2,5-mal mehr Pflegestunden.

image

Pflege: So gross wird die Ausbildungs-Lücke im Kanton Zürich

In den nächsten fünf Jahren dürfte mehr als ein Fünftel des Bedarfs an gut ausgebildeten Pflegefachleuten nicht abgedeckt sein – sagt eine Obsan-Studie.

image

Nur noch Festangestellte? Super-Sache!

In Deutschland verzichtete eine Klinikgruppe vollständig auf Personalleasing. Jetzt zog man Bilanz.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.