Jetzt kommen die Frühpensionierungen im Gesundheitswesen

Anfang Jahr hat das Spital Hôpital Riviera-Chablais (HRC) einen AHV-Überbrückungsplan für ältere Arbeitnehmende eingeführt. Ziehen nun weitere Organisationen im Gesundheitswesen nach?

, 31. Januar 2022 um 14:33
image
  • spital
  • pflege
  • gewerkschaft
  • frühpensionierung
Nach der Annahme der Pflegeinitiative vor zwei Monaten tut sich nun einiges im Gesundheitswesen. Dies zeigt etwa die neueste Diskussion um die Idee einer «3-Tage-Woche» in Spitälern und Kliniken. 
Handlungsbedarf für attraktivere Arbeitsbedingungen sieht auch die Gewerkschaft Syna. Trotz Personalmangel braucht es ein «Vorruhestandsmodell» im Gesundheitswesen, wie die Arbeitnehmer-Organisation jetzt schreibt.
Für die Gewerkschaft ist die flexible Frühpensionierung eine «notwendige und realistische Lösung». So sollen Angestellte, die in den zehn Jahren vor dem Anspruch auf Vorruhestandsleistungen gearbeitet haben, Anspruch auf eine volle AHV-Überbrückungsrente haben: Ihr Betrag soll sich auf 2 500 Franken pro Monat belaufen, bei einem Vorbezug von maximal 24 Monaten, so die Idee.

Bis zu sechs Jahre früher in den Ruhestand

Bei fehlenden zehn Dienstjahren werde die Rente proportional zur Anzahl der fehlenden Monate gekürzt. Auch wenn die versicherte Person mehr als zwei Jahre und höchstens bis zu sechs Jahre vor dem gesetzlichen Rentenalter in den Vorruhestand gehe, werde ihre monatliche Rente entsprechend gekürzt. 
Bei einem Vorbezug von bis zu sechs Jahren beträgt die monatliche (volle) Rente dann beispielsweise 1 388 Franken.
Aber auch eine teilweise Frühpensionierung sei möglich, schreibt die Gewerkschaft Syna im Papier weiter. In diesem Fall werde die Rente teilweise und proportional gekürzt.

Spital Riviera-Chablais zeige, wie es geht

Als Beispiel nennt die Gewerkschaft das vom Arbeitgeber finanzierte Vorruhestandsmodell des Hôpital Riviera-Chablais (HRC). Der flexible AHV-Überbrückungsplan wurde von den Sozialpartnern des Spitals mit Beteiligung der Syna ausgehandelt.
Das Modell der flexiblen Frühpensionierung gebe Mitarbeitenden des Spitalverbunds, die ihre Arbeit ganz oder teilweise frühestens sechs Jahre vor dem ordentlichen Rentenalter aufgeben, Anspruch auf AHV-Leistungen. 
Es ist bei der Westschweizer Spitalgruppe seit dem 1. Januar 2022 in Kraft und habe offenbar bereits andere Gesundheitseinrichtungen in der Romandie inspiriert, heisst es.

Weitere Massnahmen: Keine Nachtschichten mehr

Die Frühpensionierung ist generell eine prioritäre Forderung der Gewerkschaft. Ebenso wichtig seien aber Massnahmen zur Gestaltung des Karriereendes im Gesundheitswesen, schreibt Syna weiter. 
Als Beispiel nennt die Organisation die Reduktion des Beschäftigungsgrades bei gleichbleibendem Lohn, angepasste Arbeitszeiten oder dass Arbeitnehmende entscheiden könnten, keine Nachtschichten mehr zu leisten.
Für die Gewerkschaft Syna ist klar: Nur so könnten Spitäler und Kliniken Personal rekrutieren und im anstrengenden Beruf halten sowie den Beschäftigten im Gesundheitswesen die verdiente Wertschätzung und Anerkennung zukommen zu lassen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.