War die Corona-Pandemie nur eine starke Grippewelle? Mitnichten. Die Todesfallstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt, dass trotz aller Schutzmassnahmen seit Beginn der Pandemie 12'000 Menschen mehr gestorben sind als üblich. Getroffen hat es Menschen über 65 Jahre.
Junge waren von der dritten Wellen nicht mehr betroffen
Unter-65-Jährige waren – rein statistisch gesehen – von den drei Pandemiewellen kaum betroffen. Bei diesen lag die so genannte «Übersterblichkeit» bei 350 Personen – und zwar nur in der ersten und zweiten Welle. Von der dritten waren sie nicht mehr betroffen.
Medinside stützt sich bei diesen Zahlen nicht auf den umstrittenen Befund der Todesursache. Sondern auf die Todesfall-Statistik. Diese erfasst nur die Zahl der gestorbenen Personen – ohne Berücksichtigung von Krankheiten oder Unfällen, die zu deren Tod geführt haben.
Keine Unsicherheit wegen Todesursache
Aufgrund der Todesfälle der letzten Jahre berechnet das BFS eine unter normalen Umständen zu erwartetende Zahl der Todesfälle für die Zukunft. Diese entspricht nicht einfach einem Durchschnittswert, sondern berücksichtigt die Veränderung der Bevölkerung und auch saisonale Schwankungen.
Die drei grossen Wellen von Übersterblichkeit seit März 2020 lassen sich klar auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückführen. Die Unsicherheit von Diagnosen zur Todesursache – ist eine Person mit oder wegen Corona gestorben? – fällt weg.
2015 sank die Lebenserwartung
So lassen sich die Sterbezahlen auch mit der letzten grossen Übersterblichkeit in der Schweiz vergleichen: Diese wurde 2015 registriert. In diesem Jahr ging sogar die Lebenserwartung vorübergehend zurück, was seit 1990 nicht mehr vorkam.
Und zwar wurde die Schweiz 2015 von einer starken Grippewelle erfasst. Die Folge: Es starben 2500 Menschen mehr als normalerweise erwartetet worden wären. Im Vergleich zur Übersterblichkeit während der Corona-Pandemie ist das nur ein Fünftel. Die Pandemie wird vermutlich ebenfalls einen Einfluss auf die statistische Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung haben und diese vorübergehend senken.
Die Grafik zeigt im oberen Teil die Übersterblichkeit bei Personen über 65 Jahren. Der untere Teil zeigt die Zahlen für Personen unter 65 Jahren. Die blau gezeichnete Kurve bedeutet: Die Sterblichkeit liegt innerhalb der Bandbreite, die zu erwarten war. Schwarz sind jene Teile der Kurve, die über dem Normalfall liegen.
Die Statistik ist in zwei Altersgruppen aufgeteilt, weil jüngere Menschen viel seltener sterben und die Todesfälle auch kaum saisonal schwanken.
Am stärksten war die zweite Welle
Am heftigsten wurde die Schweiz von der zweiten Welle der Pandemie getroffen. Im Herbst 2020 starben zwischen Mitte Oktober und Ende Januar 8700 Personen mehr als üblich. In der ersten Welle waren es 1500, in der dritten 2100 Menschen.
Zum Vergleich: Die Todesfallstatistik des Jahres 2015. Deutlich erkennbar sind die Folgen der Grippewelle im Februar und März. Einen weiteren Anstieg sieht man im Juli. Damals starben wegen der grossen Hitze weitere 500 ältere Menschen.