Einheitskasse gewinnt offenbar wieder an Zustimmung

Um die Gesundheitskosten zu senken, liebäugelt die Bevölkerung offenbar mit Staatseingriffen. Dagegen ist ein Abbau bei den medizinischen Leistungen tabu.

, 10. Mai 2017 um 08:52
image
  • politik
  • gesundheitskosten
Welche Massnahmen gegen die steigenden Gesundheitskosten sind mehrheitsfähig? Dieser Frage ging eine Repräsentativ-Erhebung des Instituts M.I.S nach. Sie wird demnächst am «Forum des 100» in Lausanne präsentiert, wurde aber bereits jetzt in der «Neuen Zürcher Zeitung» (Print) veröffentlicht.
Und siehe da: Am populärsten erschien die Idee einer Einheitkasse. Zwei Drittel der Befragten befürworten die Einführung solch einer Lösung für die Grundversicherung. Bemerkenswert ist insbesondere, dass es kaum mehr Unterschiede zwischen den Sprachregionen gebe. Das heisst: Die Idee einer Einheitskasse erhielt in der Deutschschweiz in letzter Zeit Zulauf.
Im Jahr 2014 war die Initiative für eine Einheitskasse noch mit 63 Prozent Nein-Stimmen verworfen worden; dabei hatten vier Kantone der Romandie mit Ja gestimmt. 

Populär: Krankenkassenprämiendeckel

Eine hohe Zustimmungsrate von 62 Prozent erhielt in der «Forum des 100»-Erhebung auch das Gesetzesprojekt, laut dem die Krankenkassenprämien nicht mehr betragen dürfen als 10 Prozent des Haushaltseinkommens.
Ebenso hoch ist die Zustimmung zur Idee, Kinder völlig von den Krankenkassenprämien zu befreien, ferner zur Idee von einkommensabhängigen Grundversicherungs-Prämien.
Wenig Sukkurs erhalten hingegen alle Ideen, welche zu Einschränkungen bei den medizinischen Leistungen führen könnten.
Daten gegen Prämienverbilligung? Klar doch!
Wären Sie bereit, ihre körperliche Aktivität elektronisch überwachen zu lassen, wenn es dafür eine Prämienverbilligung gäbe? Die Idee erscheint offenbar vielen attraktiv – dies ein weiteres Ergebnis der M.I.S.-Erhebung. Danach antworteten 47 Prozent der Befragten mit Ja. 
In einer Reaktion gegenüber dem welschen Fernsehen RTS zeigte sich Christophe Kaempf von Santésuisse dennoch skeptisch: Eine Prämienfestsetzung auf Basis des Benehmens und der Sportlichkeit widerspreche dem Prinzip der Solidarität.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

image

Forschung muss Frauen und Alte mehr berücksichtigen

Der Bund regelt die Forschung an Menschen stärker. Künftig sollen mehr Frauen und Alte teilnehmen.

image
Gastbeitrag von Bettina Balmer, Fabian Kraxner und Belinda Nazan Walpoth

Und jetzt: Digitalisierung, Ambulantisierung, weniger Bürokratie

Die Kostenbremse-Initiative ist zurecht gescheitert. Sie bot kein konkretes Rezept, um die Gesundheitsausgaben zu bremsen.

image

Braucht es ein Bundesgesetz über die Gesundheit?

Ja, findet die Akademie der Medizinischen Wissenschaften – und formuliert gleich einen Vorschlag: So sähen ihre Paragraphen aus.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.